Für kognitive Störungen (mit)verantwortlich?

Neuro-Depesche 4/2017

Aß-Pathologie auch bei Patienten mit geriatrischer Depression?

Zertifizierte Fortbildung

Amyloid(Aß)-Ablagerungen sind ein Merkmal der Alzheimer-Demenz. In einer Pilotstudie wurde mittels PET-Aufnahmen untersucht, inwieweit bei geriatrischen Patienten mit einer Depression ebenfalls Aß-Deposite vorliegen – und ob diese mit spezifischen kognitiven Defiziten in Zusammenhang stehen.

13 nicht-demente Personen im Alter über 60 Jahren mit anamnestischer(!) Major Depression und subjektiven Gedächtnisstörungen nahmen teil. Bei allen wurde die Kognition mittels MMST, dem Clinical Dementia Rating (CDR) und der Repeatable Battery for the Assessment of Neuropsychological Status (RBANS) geprüft. Die zehn Regions of interest (ROI) in der PET mit dem Aß-affinen Tracer ¹8F-Florbetaben waren frontale, temporale, okzipitale, parietale und zentrale Regionen sowie die Basalganglien (BG), Zingulum (ZING), Hippokampus (HK), Insula (INS) und Amygdala (AMYG).
Drei Teilnehmer waren den PET-Befunden zufolge Aß-positiv (Aß+), zehn Aß-negativ (Aß–). Geschlecht, Alter, Bildung, Schwere depressiver Symptome und kognitive Leistungen unterschieden sich zwischen beiden Gruppen nicht signifikant. In der Aß+-Gruppe war allerdings eine familiäre Alzheimer-Demenz häufiger (p = 0,038).
Die Aß-Ablagerung im Gesamthirn war signifikant negativ korreliert mit dem Kurzzeitgedächtnis (r: -0,574; p = 0,04). Signifikante negative Korrelationen (hier und im weiteren je p < 0,05) bestanden ferner zwischen Aß-reichen ROI’s und diversen kognitiven Domänen: Für das Kurzzeitgedächtnis waren dies jeweils rechtsseitig INS (r: -0,657), HK (r: -0,603) und AMYG (r: -0,630) sowie beide BG (r.: -0,733 bzw. r: -0,702). Auch mit verzögerten Gedächtnisabrufen (Wort- und Geschichtenerinnern) bestanden einige negative Korrelationen (z. B. in zentr. und temp. Reg. INS, BG), nicht aber im Gesamthirn.
Außerdem wiesen bei eingeschränkten visuospatialen Funktionen beide INS signifikant vermehrte Aß-Deposite auf (r: -0,600 bzw. r: -0,657) sowie bei gestörter Aufmerksamkeit die rechte zentr. Reg. (r: -0,590), beide laterale front. Reg. (r: -0,584 bzw. r: -0,600) und die par. Reg. rechts (r: -0,564).
Insbesondere Sprachfunktionen (einschl. Benennung und verbale Fluenz) standen in keiner signifikanten Beziehung zur Aß-Last in jedweder Hirnregion. JL
Kommentar

Zwischen geriatrischer Depression und Alzheimer- Demenz gibt es – neben einer gegenseitigen Risikoerhöhung – etliche Überschneidungen im Hinblick auf die depressiven und kognitiven Symptome. Eine neurobiologische Gemeinsamkeit könnte in einem gestörten Metabolismus der Aß-Peptide im Gehirn bestehen. Die in dieser Studie gefundenen Assoziationen zwischen der globalen bzw. regionalen Aß-Last und kognitiven Funktionen, die auch in frühen Alzheimer- Stadien oft beeinträchtigt sind, deuten genau darauf hin.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Kim HG et al.: Association between cerebral amyloid deposition and clinical factors including cognitive function in geriatric depression: pilot study using amyloid positron emission tomography. Clin Psychopharmacol Neurosci 2016; 14(4): 378-82

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