Effekte der COVID-19-Pandemie auf MS-Patienten in den USA

Neuro-Depesche 11-12/2020

Arztbesuche abgesagt, Therapie verändert

Die USA weisen weltweit die höchste Zahl an COVID-19-Infektionen auf – und derzeit steigen auch die Hospitalisierungen und die Mortalität wieder stark an. Während der ersten Welle haben US-Forscher in einer Querschnittsstudie mehr als 1.000 MS-Patienten zu den sozialen und medizinischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie befragt.
Im April 2020 wurden auf der US-amerikanischen Plattform iConquerMS™ Erwachsene mit MS befragt. 1.019 Patienten im Alter von 20 – 81, durchschnittlich 54,2 Jahren (79 % weiblich, zu 88 % aus den USA) machten vollständige Angaben. 64 % litten an einer schubförmig-remittierenden MS (RRMS), 22 % an einer sekundär und 12 % an einer primär progressiven MS (SPMS bzw. PPMS).
 
Arbeit, Symptome und Sorgen
Bei 374 (37 %) Befragten hatten sich durch die Pandemie die Arbeitsbedingungen geändert: 194 arbeiteten jetzt von zu Hause aus, 65 hatten die Arbeitszeit reduziert und 32 waren arbeitslos geworden.
Potenziell COVID-19-assoziierte Symptome berichteten 61 % der MS-Patienten (n = 617). 39 % (n = 395) gaben eine COVID- 19-Exposition an. 13 % (n = 128) der exponierten Befragten wollten sich auf COVID-19 testen lassen, hatten aber keine Gelegeneit. Nur 4 % (n = 43) wurden getestet. Frauen machten sich wegen der COVID-19-Pandemie mehr Sorgen als Männer (p = 0,001). Nicht-weiße Patienten hielten die Gefahr für ihre Gesundheit durch das Virus für größer als weiße Befragte (p = 0,002).
 
Effekte auf die Versorgung
64 % der Teilnehmer (n = 650) stornierten mindestens einen Arzt- und 22 % (n = 222) einen Neurologenbesuch. 11 % (n = 112) sagten ein MRT und 21 % (n = 212) einen Labortest ab. 382 (37 %) der Bafrgaten hatten aufgrund COVID- 19-Maßnahmen eine telemedizinische Visite.
748 Patienten (73 %) hatten im letzten Jahr ein DMT verwendet, meist höher wirksame Therapien wie Ocrelizumab (OCR, n = 238), Dimethylfumarat (DMF, n = 85) und Fingolimod (FIN, n = 80). Insgesamt 98 Patienten (10 %) änderten COVID-19-bedingt ihre DMT in irgendeiner Art, darunter 65, die mindestens eine Dosis verzögert angewendet hatten.
Von den sieben positiv auf COVID-19 getesteten Fällen (< 1 % der Teilnehmer; 29 – 64 Jahre alt, fünf Frauen) waren zwei mit DMF und je einer mit OCR, Rituximab bzw. einem unbekannten, noch nicht zugelassenen DMT behandelt worden. HL
Fazit
Weniger als 1 % der online befragten MS-Patienten war positiv auf COVID-19 getestet worden, aber mehr als die Hälfte berichteten über potenziell mit COVID-19 assoziierte Symptome. Zwei Drittel der MS-Patienten gaben Unterbrechungen ihrer Behandlung an, 10 % änderten ihre DMT-Einnahme
Quelle: Vogel AC et al.: Impact of the COVID-19 pandemic on the health care of > 1,000 People living with multiple sclerosis: A cross-sectional study. Mult Scler Relat Disord 2020; 46: 102512 [Epub 19. Sep.; doi: 10.1016/j.msard.2020.102512]

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