Untersuchung in Berlin Mitte

Neuro-Depesche 6/2015

Arme Nachbarn und die psychische Gesundheit

Die Armut der Nachbarn kann die psychische Gesundheit der Innenstadt-Bewohner von Metropolen stärker beeinträchtigen als das eigene niedrige Einkommen oder ein Migrationshintergrund. Zu diesem Ergebnis kamen deutsche Wissenschaftler, die die Bewohner von elf Nachbarschaften in Berlin Mitte befragten.

Die 478 Teilnehmer entsprachen in der Verteilung dem Alter, Geschlecht und der Minoritätenzugehörigkeit sowie dem Anteil an Armen (= Sozialhilfeempfängern) in den jeweiligen Nachbarschaften. Viele Befragte waren türkischer Abstammung. Mit der 28-Item-Version des General Health Questionnaire (GHQ-28) wurden die psychische Gesundheit (somatische Symptome, Angst, Insomnie, soziale Dysfunktionen und schwere Depressionen) erfasst.
Angehörige von Minoritäten wiesen jeweils mit Signifikanz eine geringere Bildung auf, hatten ein niedrigeres Einkommen und höhere (schlechtere) GHQ-28-Werte. Umgekehrt korrelierten mit dem GHQ-28.Score höheres Alter, geringeres Einkommen und Minoritäten-Status (je p < 0,05). Größten Einfluss auf die psychische Gesundheit hatte dabei der Migrationshintergrund (GHQ-28-Anstieg > 3,5 Punkte). Geringer fiel dagegen der Effekt des Alters (GHQ-28: +1,5 Punkte pro Dekade) aus. Das Monatseinkommen schlug sich ebenfalls deutlich nieder (GHQ-28: +1 Punkt pro 100 Euro weniger). Arme Nachbarn erklärten dabei einen größeren Teil der Varianz in der psychischen Gesundheit als Migrationshintergrund oder Alter und Einkommen: Für jeden 10%igen Anstieg des Sozialhilfeempfänger- Anteils nahm der GHQ-28-Score um ca. 11 Punkte zu. JL
Quelle:

Rapp MA et al.: When local poverty is more important than your income: Mental health in minorities in inner cities. World Psychiatry 2015; 14(2): 249-50

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