Nervenzellen im Kopf

Biomarker für das Ansprechen?

Neuro-Depesche 5-6/2022

Antipsychotika erhöhen NRG1β1-Serumwerte

Zertifizierte Fortbildung
Das Gen Neuregulin1 (NRG1) spielt eine Rolle bei der neuronalen Migration, der synaptischen Plastizität und dem Überleben der Nervenzellen. In einer chinesischen Studie wurde nun untersucht, ob die NRG1β1-Serumspiegel auf eine Antipsychotika-Therapie reagieren und ob dies mit der antipsychotischen Wirksamkeit korreliert ist.
Insgesamt 100 seit mindestens vier Wochen Antipsychotika-freie Patienten mit einer psychotischen Erstepisode (n = 69) oder chronischen Schizophrenie (n = 31) wurden mit 79 passenden gesunden Kontrollpersonen verglichen. Die Patienten erhielten die Atypika Risperidon (n = 16), Amisulprid (n = 13), Aripiprazol (n = 8), Quetiapin (n = 8), Clozapin (n = 7), Olanzapin (n = 6), Ziprasidon (n = 5) oder eine Antipsychotika-Kombination (n = 37). Die durchschnittlliche Chlorpromazin-Äquivalenzdosis betrug 638 mg/d. Zu Studienbeginn und nach vier Wochen wurden die NRG1β1-Serumspiegel mittels ELISA gemessen und die Psychopathologie mit der Positive And Negative Syndrome Scale (PANSS) bestimmt.
 

 

Die Serumwerte steigen
Die durchschnittlichen NRG1β1-Ausgangswerte waren bei den Patienten initial signifikant niedriger als bei den gesunden Kontrollen (7,58 vs. 11,87 ng/ml). Sie stiegen unter der Antipsychotika-Gabe signifikant auf 10,89 ng/ml, also auf das Niveau der Gesunden an (p = 0,343). Diese Zunahme war signifikant korreliert mit der Verbesserung des durchschnittlichen PANSS-Gesamtscores (von 77,49 auf 49,21 Punkte) und seiner drei Subskalen für die Positiv- und Negativsymptomatik sowie für die allgemeine Psychopathologie.
 
Anstieg nur bei den Respondern
Dabei stiegen die NRG1β1-Spiegel nach den vier Wochen nur bei den 85 Respondern (= PANSS-Scores-Reduktion um ≥ 25 %) signifikant (auf 11,32 ng/ml) an, nicht aber bei den 15 Non-Respondern. Korrelationsanalysen zeigten u. a. eine negative Relation zwischen den NRG1β1-Spiegeln und der Krankheitsdauer. JL
Fazit
Dass die NRG1β1-Spiegel unter einer antipsychotischen Therapie allmählich anstiegen und mit den therapeutischen Wirkungen korrelierten, deutet darauf hin, dass NRG1β1 als ein Biomarker für das Ansprechen dienen könnte.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Yang H et al.: Antipsychotic drugs increase Neuregulin1β1 serum levels in first-episode drug-naïve patients and chronic schizophrenia with suggestions for improving the treatment of psychotic symptoms. BMC Psychiatry 2022; 22(1): 217 [Epub 25. März; doi: 10.1186/s12888-022-03856-9]
Urheberrecht: Adobe Stock - freshidea

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x