Aktuelle Guidelines ausgewertet

Neuro-Depesche 1-2/2017

Antipsychotika bei der Erstpsychose

Zertifizierte Fortbildung

Was tun bei erster schizophrener Psychose? Welche Antipsychotika sind am besten geeignet, und welche taugen in therapierefraktären Fällen? Im Rahmen einer systematischen Übersicht verglichen irische Autoren zehn aktuelle Guidelines.

Das multidisziplinäre Team fand in einer Recherche englischsprachiger Guidelines zehn, die die Einschlusskriterien erfüllten. Für die Akuttherapie der Erstpsychose wird unisono eine Gleichwertigkeit aller Antipsychotika gegen die Positivsymptomatik konstatiert. Zudem besteht Konsens darüber, dass mögliche Nebenwirkungen (NW) für die Beurteilungen des Antipsychotika- Einsatzes wichtiger sind als die erwartete Wirksamkeit. Fünf Guidelines favorisieren wegen ihres günstigeren NW-Profils Atypika als Initialmedikation, in dreien wird jedoch Olanzapin wegen metabolischer Effekte und Gewichtszunahmen davon explizit ausgenommen.
Die Initialtherapie sollte den meisten Guidelines zufolge vier Wochen andauern, doch einige empfehlen auch zwei Wochen, da in dieser Zeit schon der größte Teil des Nutzens beurteilt werden könne. Weiterhin besteht Konsens über eine Monotherapie in geringster wirksamer Dosis. Zumeist wird eine orale Therapie empfohlen, es sei denn, der Patient wünscht eine parenterale Medikation oder zeigt Anzeichen einer geringen Adhärenz.
Zur Dauer der Erhaltungstherapie mit Antipsychotika variieren die Empfehlungen meist zwischen ein und zwei Jahren, in einer Guideline bis zu fünf Jahre. Die Rückfallprophylaxe sollte generell mit dem in der Akutphase wirksamen Wirkstoff in der gut vertragenen Dosis und kontinuierlich erfolgen. Drei Guidelines weisen dabei auf die Studienevidenz für eine überlegene Wirksamkeit von Olanzapin und Risperidon sowie eine Unterlegenheit von Quetiapin hin.
Eine Therapieresistenz wird übereinstimmend als das Scheitern zweier Antipsychotika in optimaler Dosierung über einen adäquaten Zeitraum definiert. So noch nicht eingesetzt, sollten resistente Patienten Olanzapin, Risperidon oder Amisulprid erhalten, bevor Clozapin als das Mittel der Wahl für therapierefraktäre Fälle erwogen wird. Wird unter Clozapin in individuell optimierter Dosis nur ein partielle Response erzielt, kommt die Add-on-Therapie mit einem zweiten Antipsychotikum infrage, das möglichst ein anderes NW-Spektrum aufweisen sollte. Teils wird auch Lamotrigin als Clozapin-Augmentation empfohlen. Versagen auch diese Strategien, existiert kaum Evidenz für antipsychotische Alternativtherapien. JL
Kommentar

Ein Kernaspekt der Guideline-Auswertung ist, dass befürchtete Nebenwirkungen eines Antipsychotikums im Allgemeinen wichtiger sind als dessen Wirksamkeit.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Keating D et al.: Pharmacological guidelines for schizophrenia: a systematic .... BMJ Open 2017; 7(1): e013881 [Epub 6. Jan.; doi: 10.1136/bmjopen- 2016-013881]

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