Cross-over-Studie

Neuro-Depesche 10/2017

Antidepressiva-Augmentation mit Magnesium

Zertifizierte Fortbildung

Nach Hinweisen aus kleinen Studien wurde nun in einem offenen Cross-over-Design getestet, ob eine verträgliche und wirksame Augmentation von Antidepressiva mit „Over the counter“ (OTC) gehandelten Magnesium-Präparaten möglich ist.

126 erwachsene, ambulant vom Hausarzt behandelte Patienten (durchschnittlich 52 Jahre alt; 62% Frauen) litten nach dem Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9; 0–27 Punkte) gegenwärtig unter einer leichten bis mittelschweren Depression (PHQ-9-Scores 5-19).
Nach Randomisierung wurden im Crossover- Design zwei jeweils sechswöchige Studienphasen durchgeführt, in denen eine Teilnehmergruppe zusätzlich zu ihrer medikamentösen (64%) oder nicht-medikamentösen (antidepressiven) Therapie 2000 mg/d Magnesiumchlorid (= 248 mg/d elementares Mg) erhielten. Die andere Gruppe startete die Mg-Supplementierung verzögert in Woche 7. Die Depressivität wurde kontinuierlich anhand zweier Telefonate pro Woche erfasst. Auswertbar waren 112 der 126 Teilnehmer. Nach dem „Pill count“ betrug die durchschnittliche Adhärenzrate 83%.
Nach den PHQ-9-Veränderungen als primärem Endpunkt hatte die Mg-Einnahme nach sechs Wochen am Ende der jeweiligen Phasen zu klinisch relevanten und statistisch signifikanten Verbesserungen um netto 6,0 Punkte geführt (KI: -7,9 bis -4,2; p < 0,001). Die ersten Therapieeffekte wurden bereits innerhalb der ersten zwei Wochen beobachtet. Zusätzlich kam es nach den Werten der Skala Generalized Anxiety Disorders-7 (0–21 Punkte) zu einer Verringerung der Ängstlichkeit (netto) um 4,5 Punkte (KI: -6,6 bis -2,4; p < 0,001).
Die Therapiewirkungen von Mg hingen der Regressionsanalyse zufolge nicht von Alter, Geschlecht, initialer Depressions-/Angstschwere, anfänglichen Mg-Spiegeln, jeweiliger antidepressiver Therapie bzw. dem verwendeten Antidepressivum, nicht einmal von der Adhärenz ab. Die Supplementierung wurde generell gut vertragen, häufigste Nebenwirkung war wie erwartet Diarrhö (n = 8). Nur ein Teilnehmer schied nebenwirkungsbedingt (Übelkeit und Lethargie) vorzeitig aus. Kopfschmerz war unter Mg signifikant seltener.
61% der Studienteilnehmer berichteten, dass sie auch in Zukunft Magnesium einnehmen würden. Für 20% kam dies nicht in Frage. Der Rest war unentschieden. JL
Kommentar

Immer noch ist die Pharmakotherapie der Depression durch Faktoren wie mangelnde Wirksamkeit, Patientenakzeptanz und Verfügbarkeit sowie Nebenwirkungen und Kosten begrenzt. Dass die gut vertragene, offene Magnesium-Supplementierung hier (in allen Subgruppen) klar wirksam war, sollte Anlass für weitere klinische Studien sein.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Tarleton EK et al: Role of magnesium supplementation in the treatment of depression: A randomized clinical trial. PLoS One 2017; 12(6): e0180067 [Epub 27. Juni; doi: 10.1371/journal.pone.0180067]

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