Teriflunomid in Langzeitstudien und im Real Life

Neuro-Depesche 3/2020

Anhaltende Wirksamkeit bei hoher Sicherheit

In Langzeitstudien reduziert Teriflunomid bei RRMS-Patienten die Schubaktivität und die Behinderungsprogression anhaltend. Die Studienlage und die Real-World-Erfahrungen schilderten Neurologen Ende 2019 auf einem Fachpresse-Talk von Sanofi Genzyme. Ein Fokus lag auf dem Wirkmechanismus der Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH)- Hemmung, zu dem neue Erkenntnisse über positive immunologische Effekte vorliegen.
Die Langzeitwirksamkeit von Teriflunomid wurde in Studienextensionen über inzwischen bis zu zwölf Jahren gezeigt, berichtete Prof. Mark Obermann, Seesen. Neben einer anhaltend niedrigen jährlichen Schubrate (ARR) (0,23) und einem hohen Anteil schubfreier Patienten fand sich über bis zu zwölf Jahren ein sehr stabiler Behinderungsgrad (mittlerer EDSS zu Baseline; 2,57, in Jahr 12: 2,27).
Dies auch in der Real World der Fall: Wie Daten des internationalen MS-BaseRegisters zeigen, war Teriflunomid mit einer mittleren ARR von 0,22 vs. 0,19 und einer ähnlichen Wahrscheinlichkeit für keine Behinderungsprogression vergleichbar wirksam wie Dimethylfumarat (DMF), betonte Obermann in Düsseldorf.
In einer US-amerikanischen Real-World- Studie entwickelten unter Teriflunomid nicht nur tendenziell weniger Patienten neue oder vergrößerte T2- oder Gd+-Läsionen als unter DMF (30 % vs. 40 %; p = 0,2752), es kam auch zu einem signifikant geringeren Hirnvolumenverlust (0,1 % vs. 0,5 % pro Jahr, p = 0,0212).
Durch die DHODH-Hemmung greift Teriflunomid in die mitochondriale Atmungskette ein und hemmt den bei der RRMS erhöhten Energiestoffwechsel der T-Zellen. Diese Wirkung ist „abhängig von der Aktivierung der Zellen“, erläuterte Prof. Luisa Klotz, Münster. So wird vor allem die Proliferation proinflammatorischer TZellen inhibiert, aber kaum die regulatorischer T-Zellen, so dass Letztere prozentual ansteigen. Ihren Worten zufolge besitzt Teriflunomid einen „zukunftsträchtigen Wirkmechanismus“, dessen Bedeutung bislang unterschätzt wurde. Er könnte auch das konsistente Verträglichkeitsprofil erklären: Unter Teriflunomid entwickelt nur eine Minderheit der Patienten eine Lymphopenie ersten oder zweiten Grades. „Klinisch schwerwiegende Lymphopenien wurden nicht beobachtet“, hob Klotz hervor, und die Infektionsrate ist nicht erhöht. Auch die Impfantwort der Patienten bleibt erhalten.
Dass bei inzwischen mehr als 100.000 weltweit behandelten Patienten – im Gegensatz zu anderen MS-Medikamenten – bislang kein Rote-Hand-Brief notwendig war, spricht laut Obermann ebenfalls für die hohe Sicherheit von Teriflunomid. JL
Quelle: Fachpresse-Talk: „Wirksamkeit im Fokus: Aktuelle Daten aus klinischen Studien und Real Life – Die Highlights aus 2019 und ein Exkurs in das neue Jahr“.Düsseldorf 9. Dez. 2019.

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