Nach SHT und SAB

Neuro-Depesche 6/2005

An Hypophyseninsuffizienz denken!

Schädel-Hirn-Traumata (SHT) und Subarachnoidalblutungen (SAB) führen häufiger als bisher angenommen zu einer Hypophyseninsuffizienz. Die Ausfallerscheinungen können verschiedene Hormonsysteme betreffen und vielgestaltige Symptombilder verursachen. Die Substitution der Hormone bringt häufig dramatische Besserungen.

SHT-Überlebende haben in der Regel gravierende Gesundheitsstörungen, so Prof. Dr. M. Buchfelder, Göttingen. Bei Fokussierung auf die Begrenzung neurologischer Dauerschäden wurde bisher zu wenig beachtet, dass ein Teil der Folgen auf die traumatisch bedingte Funktionsstörung der Hypophyse zurückgehen kann. In aktuellen Studien war dies nach SHT und SAB bei 30-70% der Patienten der Fall, so Prof. Dr. G. Stalla, München. Symptome wie schwere Antriebs- und Konzentrationsstörungen, Depression und Schlafstörungen setzen meist nur schleichend ein. Ist die somatotrope Achse betroffen, können ein hoher Body Mass Index oder Stoffwechselstörungen weitere Anhaltspunkte sein. Ist hauptsächlich oder zusätzlich die gonadotrope Achse betroffen, treten z.B. Fertilitätsstörungen auf - wie ein Fallbericht von Dr. med. H. Etzrodt, Ulm, demonstrierte: Der Patient stellte sich wegen eines frustranen Kinderwunsches vor. Er wies bei stark herabgesetzter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit niedrige Testosteron-Werte und eine Azoospermie auf. Anamnestisch bestand ein 20 Jahre zurückliegendes SHT. Nach Substitution von Kortison, T4, HCG und STH fühlte sich der Patient "wie neugeboren" und ist inzwischen Vater einer Tochter. Derartige Erfolge, z.B. durch die Substitution mit Wachstumshormon, sind nicht selten. Zur Abklärung einer Hypophyseninsuffizienz sollte im Zweifelsfall ein Endokrinologe hinzugezogen werden. (bk)

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