Migräne-Patienten

Neuro-Depesche 12/2010

Alexithymie, Depression und Angst

Einige Untersuchungen zeigten bei Patienten mit chronischen Schmerzen erhöhte Alexithymie-Raten. Eine türkische Studie widmete sich nun der Frage, ob sich Patienten mit episodischer Migräne hinsichtlich Alexithymie, Depression und Angst von solchen mit chronischer Migräne unterscheiden. Untersucht wurden dabei auch die Beziehungen der psychiatrischen Symptome untereinander.

Aufgenommen wurden insgesamt 165 Patienten mit episodischer (EM) und 135 mit chronischer Migräne (CM). Sie wurden mit dem Beck Depression Inventory (BDI), dem State-trait Anxiety Inventory (STAI) und der Toronto Alexithymia Skala (TAS) untersucht. Erwartungsgemäß war die monatliche Anfallsfrequenz bei den CM-Patienten signifikant höher als bei den EM-Patienten (29,3 vs. 6,1), während in der EM-Gruppe eine signifikant längere Krankheitsdauer festgestellt wurde (12 vs. 9,6 Jahre). In beiden Gruppen war die Schmerzstärke praktisch gleich (4,1 bzw. 4,2 auf einer VAS bis 10).

Grundsätzlich standen die Alexithymie nach TAS und die BDI-, STAI-I- sowie STAI-II-Scores für die Depression und Angst in einer positiven Relation zueinander. Die CM-Patienten wiesen dabei einen signifikant höheren BDI-Score auf als die Patienten mit episodischer Migräne (16,9 vs. 13,9, p = 0,019). Dagegen bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den EM- und CM-Patienten hinsichtlich der durchschnittlichen TAS-Scores (57,91 bzw. 59,29) sowie der STAI-I- (41,7 bzw. 40,79) und STAI-II-Scores (43,65 bzw. 44,52). Auch die Attackenhäufigkeit in den letzten sechs Monaten korrelierte nicht signifikant mit der Alexithymie nach TAS oder der Angst nach STAI-I bzw. -II, wohl aber mit dem BDI-Score.

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Fazit
?! Die Studie hatte drei wichtige Ergebnisse: 1. CM- und EM-Patienten unterscheiden sich hinischtlich des Auftretens einer Alexithymie nicht. 2. Patienten mit chronischer Migräne leiden deutlich häufiger unter einer Depression als Patienten mt episodischer Migräne. 3. In beiden Gruppen korrelierte die Alexithymie mittelgradig bis hoch mit Angst, Depression, Patientenalter und Ausbildung (jedoch nicht mit der Schmerzintensität). Nach Meinung der Autoren sollte die psychiatrische Symptomatik einschl. der Alexithymie besonders beachtet werden, da gerade sie die Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung, die Compliance und die Pro­-gnose der Migräne-Patienten sehr negativ beeinflussen kann.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x