Kognition bei Demenz-gefährdeten Älteren

Neuro-Depesche 11/2016

Aktiver Lebensstil hilft mehr als stures Üben

Zertifizierte Fortbildung

Wie die Kognition bei älteren Menschen mit hohem Demenz-Risiko geschützt werden kann, untersuchte ein internationales Neurologen- und Psychologenteam. Nach den Ergebnissen einer kontrollierten Interventionsstudie hilft ein allgemein aktiverer Lebensstil deutlich mehr als ein strukturiertes körperliches oder kognitives Übungsprogramm.

Von den Universitäten Konstanz und Ulm wurden 54 Menschen im Alter von 60 bis 88, durchschnittlich 71,4 Jahren eingeschlossen, die aufgrund subjektiver oder objektiver Beeinträchtigungen ihres Gedächtnisses als Demenz- gefährdet galten. Der durchschnittliche MMST-Wert lag bei 27 bis 28 Punkten, kein Patient wies eine Score < 20 auf.
Über zehn Wochen nahmen 16 Männer und Frauen an einem multimodalen körperlichen Trainingsprogramm (Ausdauer, Kraft, Balance; zwei Stunden/ Woche in der Gruppe und dreimal 20 Min. zuhause) und 18 an einem kognitiven Training (fünfmal pro Woche eine Einzelstunde) teil. 20 Personen auf „Warteliste“ stellten die Kontrollgruppe.
Primäre Outcome-Parameter waren zum einen ein Composite-Score der kognitiven Veränderungen nach einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie (MMST, TMT, Wortschatztest, Intelligenz etc.). Zum anderen wurde der Einfluss verschiedener Lebensstil-Faktoren nach dem Community Healthy Activities Model Program for Seniors Physical Activity Questionnaire (kognitive, körperliche und soziale Aktivitäten) vor Studienbeginn untersucht, wie sie die Teilnehmer selbst berichteten.
Nach den zehn Wochen hatte wider Erwarten weder das körperliche noch das kognitive Training die kognitiven Leistungen gegenüber der Wartelisten-Gruppe signifikant verbessert (p = 0,08). Dies betraf die globale Kognition ebenso wie die Gedächtnisleistung und auch die Aufmerksamkeit/exekutive Funktionen.
Obwohl der Lebensstil (aktiv/inaktiv) mit der Kognition zu Baseline nicht signifikant zusammenhing, ergab sich eine klare Korrelation zwischen Besserungen der Kognition und dem selbstberichteten Aktivitätsgrad: sowohl in der globalen Kognition (p < 0,001) als auch besonders im Gedächtnis (p < 0, 001). Darüber hinaus erwies sich der Effekt der Aktivität sogar den beiden Interventionen als signifikant überlegen (je p < 0,001). Die Adjustierung auf Alter, Bildungsstand und initialen MMST-Wert änderte die Zusammenhänge nicht wesentlich. JL

KOMMENTAR

Ein körperliches oder kognitives Übungsprogramm über zehn Wochen führte bei diesen gedächntisbeeinträchtigten Personen zu keinen relevanten Besserungen von Kognition, Gedächtnis und Aufmerksamkeit/exekuti - ven Funktionen. Eine aktivere Lebensführung wirkte sich dagegen positiv aus. Eine vorherige Studie hatte gezeigt, dass insbesondere ein breites Spektrum an Aktivitäten vor kognitiven Verschlechterungen und der Entwicklung einer Demenz schützt.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Küster OC et al.: Cognitive change is more positively associated with an active lifestyle than with training interventions in older adults at risk of dementia: a controlled interventional clinical trial. BMC Psychiatry 2016; 16(1): 315 [Epub 8. Sept.; doi: 10.1186/s12888-016-1018-z]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x