Fallbericht: Unerwarteter Tod nach Fieberanfall

Neuro-Depesche 3/2017

Ähnliche Pathophysiologie wie beim SUDEP?

US-Neurologen beschreiben den plötzlichen Tod eines 33 Monate alten Mädchens, das zuvor wiederholt komplexe Fieberanfälle hatte. Sie vermuten ähnliche pathophysiologische Mechanismen wie beim Sudden unexpected death in epilepsy (SUDEP).

Ein Jahr vor ihrem Tod hatte das damals 21 Monate alte Mädchen bereits einen ersten generalisierten tonisch-klonischen Anfall (GTCS) mit hohem Fieber (39,4°), Atemstillstand und Zyanose. Am selben Tag ereignete sich ein weiterer Anfall (gefolgt von Schläfrigkeit und Ataxie). Einen Monat später kam es zu einem einfachen Fieberanfall verbunden mit Pseudokrupp sowie sieben Monate später bei oberer Atemwegserkrankung zu zwei kurz aufeinanderfolgenden GTCS. Die Mutter musste/konnte ihre Tochter reanimieren.
Mit 33 Monaten hatte das Mädchen einen komplexen Fieberanfall (38,2°) am Tag (ohne neurologische Symptome) und kurz darauf einen zweiten Anfall mit postiktaler Symptomatik. In der folgenden Nacht schlief das Kind im Bett der Eltern in Seitenlage ein, nach 30 Min. entdeckte der Vater, dass es nicht mehr atmete. Nach Wiederbelebung wiesen die Ärzte keine Hirnaktivität und Reflexe mehr nach, zwei Tage später wurde der Hirntod festgestellt.
Die Autopsie zeigte eine globale hypoxisch/ ischämische Enzephalopathie nach langem Herzstillstand infolge komplexer Fieber- oder epileptischer Anfälle. Histologisch wies allerdings nichts auf eine Epilepsie hin.
Fazit: Die als benigne geltenden Fieberkrämpfe können bei einem Kind wohl auf ähnliche Weise zum Tod führen wie bei einem SUDEP. Im Wesentlichen führen GTCS in Bauchlage zu iktalen und postiktalen Atemstörungen und Hypoxämie sowie am Ende zu Bradykardie und Asystolie. Im aktuellen Fall halten die Ärzte einen weiteren Anfall kurz vor dem Tod für wahrscheinlich. Eventuell lösten auch die beiden komplexen Fieberanfälle tödliche Herzrhythmusstörungen aus. Da die Mutter als Kind Fieberanfälle samt Atemstillstand/ Reanimation hatte, ließen sich Kinder mit erhöhtem Risiko wohl durch eine sorgfältige Familienanamnese identifizieren. NW
Quelle:

Dlouhy BJ et al.: Unexpected death of a child with complex febrile seizures – pathophysiology similar to sudden unexpected death in epilepsy? Front Neurol 2017; 8: 21 [Epub 1. Feb.; doi: 10.3389/fneur.2017.00021]

ICD-Codes: R56.0

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