Intrauterine Exposition

Neuro-Depesche 10/2022

ADHS-Risiko durch Triptan-Einnahme?

Zertifizierte Fortbildung
Über die langfristige Sicherheit einer Triptan-Einnahme während der Schwangerschaft liegen nur begrenzte Informationen vor. Ob die intrauterine Exposition das Risiko einer ADHS in der Nachkommenschaft erhöht, wurde nun in Norwegen untersucht.
Ausgewertet wurden alle zwischen 1999 und 2008 Lebendgeborene norwegischer Migräne-Patientinnen in zwei Kohorten: Die ADHS-Diagnose-Stichprobe umfasste 10.167 Kinder und die ADHS-Symptom-Stichprobe 4.367 Kinder. Jeweils die Hälfte waren Jungen, die Mütter mit durchschnittlich ca. 31 Jahren gleich alt. Die Kinder wurden im Durchschnitt 10,6 Jahre lang nachbeobachtet. Verglichen wurden Triptan-exponierte und nicht-exponierte Kinder, deren Mütter a) während der Schwangerschaft und b) nur vor der Schwangerschaft Migräne hatten.
 
ADHS-Diagnose
377 von 10.167 Kindern (3,7 %) erhielten (anhand des Diagnose-Codes oder der Medikamenten-Verordnung) eine ADHS-Diagnose. Kinder mit pränataler Triptan-Exposition hatten gegenüber den nicht-exponierten Kindern kein signifikantes oder tendenzielles Risiko einer ADHS-Diagnose – weder von Müttern mit Migräne während noch vor der Gravidität (adj. Hazard Ratio: 1,16; 95 %-KI: 0,78 - 1,74 bzw. 1,28; 95 %-KI: 0,84 - 1,94).
 
ADHS-Symptome
Auch in der ADHS-Schwere (nach der Conners‘ Parent Rating Scale [CPRS-R(S)]im Alter von fünf Jahren) in der ADHS-Symptom-Stichprobe fanden sich keine signifikanten Unterschiede: Bei einem durchschnittlichen CPRS-R(S)-Score von 1,39 wiesen 5,5 % der Kinder einen klinisch relevanten Z-Score ≥ 2 auf. Die gewichtete mittlere Differenz zwischen Triptan-exponierten und nicht-exponierten Kindern betrug bei Migräne während der Gravidität -0,11 ( 95 %-KI, -0,25 bis 0,04) und bei Migräne nur vor der Gravidität -0,09 (95 %- KI: −0,24 - 0,07). JL
Fazit
Entwarnung: Kinder von Migräne-Patientinnen, die während der Schwangerschaft Triptane einnehmen, haben offenbar kein erhöhtes ADHS-Risiko.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Harris GM et al.: Association of maternal use of Triptans during pregnancy with risk of attention-deficit/hyperactivity disorder in offspring. JAMA Netw Open 2022; 5(6): e2215333 [Epub 1. Juni; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.15333]
ICD-Codes: F90.0

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x