Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom

Neuro-Depesche 7/2007

ADHS durch Adenotonsillektomie gebessert

Studien zufolge werden bei Kindern mit ADHS in 25-50% der Fälle Schlafprobleme berichtet, darunter auch Schlafstörungen wie ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Schlafmediziner prüften nun in einer Vergleichsstudie, ob die gezielte Behandlung eines OSAS auch einen Nutzen in der Reduktion der ADHS- Symptomatik hat.

An einer taiwanesischen Universitätsklinik wurde bei 66 Kinder zwischen sechs und 12 Jahren mit ADHS und 20 gesunden Kontrollen eine Polysomnographie (PSG) zur OSAS-Diagnostik durchgeführt. Alle ADHS-Kinder wiesen mit einen Apnoe/Hypopnoe-Index (AHI) zwischen > 1 und < 5 ein leichtes OSAS auf. Eltern und der überweisende Arzt entschieden nach einer HNO-Untersuchung über das weitere Vorgehen: 27 Kinder wurden mit Methylphenidat (MPH, durchschnitl. 0,88 mg/kg KG/d) behandelt, bei 25 wurden eine Adenotonsillektomie durchgeführt und 14 Kinder erhielten keine Behandlung.

Die systematische Follow-up-Unter­su­chung nach sechs Monaten umfasste klinische Interviews, pädiatrische, neurologische und psychiatrische sowie neurokognitive Untersuchungen. Ausgewertet wurden ferner die PSG-Befunde sowie die Werte der ADHS-Ratingskala (ADHD-RS) und die Ergebnisse des Test of Variables of Attention (TOVA).

Bei den medikamtös oder operativ behandelten Kindern besserten sich die ADHS-Symptome stärker als bei den unbehandelten. Bei den Tonsillektomierten kam es zu einer Abnahme des ADHD-RS-Summenwertes von 31,52 auf 21,16 Punkte (p = 0,0001). Zudem besserten sich bei ihnen auch die Subskalenwerte für die Aufmerksamkeit und die Hyperaktivität stark und signifikant (p = 0,0001). Interessanterweise zeigten die operierten Patienten eine stärkere Verbesserung der ADHD-RS-Werte als die ausschließlich mit Medikamenten behandelten Kinder (24,71). Sie erreichten auch in einzelnen PSG-Parametern (AHI, REM-Schlaf-An­teil, Gesamtschlafzeit etc.) und Tages­symp­tomen wie Aufmerksamkeitsspanne sowie den TOVA-Subskalen für Impulskontrolle, Reaktionszeiten und ADHS-Gesamtwert einen günstigeren Outcome.

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Fazit
Da diese Studie zur ADHS nicht randomisiert erfolgte und eine doppelblinde Therapie nicht möglich ist, müssen zur Überprüfung der sehr positiven Ergebnisse einer Adenotonsillektomie Studien mit größeren Patientenzahlen eingesetzt werden. Es stellt sich außerdem die Frage, ob nicht vielleicht in etlichen ADHS-Fällen ein unerkanntes, leichteres OSAS für einen Teil der Symptomatik verantwortlich ist. Praktische Konsequenz könnte sein, bei entsprechendem Verdacht eine Polysomnographie durchzuführen und – bei positivem Ergebnis – auch die operative Maßnahme in Erwägung zu ziehen.

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