Bei Depression mit kognitiven Problemen

Neuro-Depesche 3/2018

Actiongames zur Besserung der Kognition?

Zertifizierte Fortbildung

Hamburger Wissenschaftler prüften in einer kleinen Studie, inwieweit sich rasante Actionspiele am Computer auf die depressiven Symptome, Grübeln sowie die subjektiven und objektiven kognitiven Leistungen auswirken.

68 klinisch depressive Patienten (durchschnittl. 46 Jahre, 47 Frauen) wurden randomisiert zu einer Interventionsgruppe, die sechs Wochen lang mehr oder weniger regelmäßig das relative einfache Computerspiel „Boson X“ (http://www.boson-x.com) spielte, oder zu einer untätigen Kontrollgruppe („Warteliste“).
Vor und nach dem Training unterzogen sie sich einer neuropsychologischen Testbatterie und füllten (online) mehrere Fragebögen aus, darunter das Patient Health Questionnaire (PHQ-9), das Beck Depression Inventory (BDI), das Response Styles Questionnaire (RSQ; Grübeln) und die Subjective Scale to Investigate Cognition in Schizophrenia (SSTICS). Ausgewertet wurden 21 noch aktiv spielende Patienten der Trainingsgruppe und 29 Kontrollen.
Im BDI ergab sich in der Trainingsgruppe keine signifikante Reduktion der depressiven Symptome (p = 0,167), wenngleich sich der Effekt nach Adjustierung auf die BDI-Eingangswerte als signifikant erwies (p < 0,001). Das Gleiche traf auf die Veränderungen im PHQ-9 zu (p = 0,503 bzw. nach Berücksichtigung des initialen PHQ-9-Scores: p < 0,001).
Die subjektiven kognitiven Fähigkeiten präsentierten sich in der Trainingsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe nach sechs Wochen signifikant gebessert (p = 0,043), auch nach Berücksichtigung der initialen subjektiven Kognitionsleistung (p < 0,001) und der vorherigen Computerspielpraxis (p = 0,035). Die Abnahme des Grübelns erwies sich ebenfalls als signifikant (p = 0,017), auch nach Kontrolle auf die anfänglichen RSQ-Scores (p < 0,001). Allerdings „überlebte“ die Signifikanz in keinem dieser Parameter – BDI, PHQ-9, RSQ – die statistische Bonferroni-Korrektur auf verschiedene Patientenvariablen.
In einer Subgruppe von 19 Patienten verbesserten sich in der Trainingsgruppe die exekutiven Funktionen gegenüber den Kontrollen (p = 0,030), aber in keinem der vielen anderen Kognitionstests. Die objektiven kognitiven TMTVerbesserungen standen allerdings in keiner signifikanten Beziehung zu den subjektiven kognitiven Fähigkeiten. Und auch im TMT waren die Resultate nach der Bonferroni-Korrektur nicht mehr signifikant. JL


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Kühn S et al.: Fighting depression: action video ... Front Psychol 2018; 9: 129 [Epub 12. Feb.; doi: 10.3389/fpsyg.2018.00129]

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