Das Renin-Angiotensin-System (RAS) scheint außer bei der Blutdruckregulation auch eine Rolle bei autoimmunologischen Prozessen zu spielen. Dass Antihypertensiva vom Typ der Angiotensin-Converting Enzym (ACE)-Hemmer bei Patienten mit MS hilfreich sein könnten, berichten jetzt Arbeitsgruppen aus Deutschland und den USA anhand sehr erfolgreicher experimenteller Arbeiten.
Angiotensin II interagiert mit dem Angiotensin-II-Typ-1-Rezeptor (AT1R). Bei Tieren mit einer Myelin-Oligodendrozyten-Glycoprotein-induzierten experimentellen Autoimmun-Enzephalomyelitis (MOG-EAE) zeigten die quantitativen RT-PCR-Analysen eine Hochregulation von Renin, ACE und dem AT1R im Immunsystem und im entzündeten Rückenmark. Dies betraf auch Antigen-präsentierende Zellen (APC).
Der Bochumer Arbeitsgruppe um Dr. Ralf Linker gelang es durch die Gabe des Renin-Hemmers Aliskiren, des ACE-Hemmers Enalapril und die (präventive wie therapeutische) Applikation des AT1R-Antagonisten Losartan den EAE-Verlauf der Tiere signifikant zu bessern. Die AT1R-Blockade wirkte nicht direkt auf die T-Zell-Response, reduzierte aber die Zahl der APC (CD11b+, CD11c+) in den immunkompetenen Organen und im Rückenmark. Zusätzlich wurde die Expression der Chemokine CCL2 und -3 sowie CXCL10 gehemmt und die CCL2-induzierte APC-Migration verringert.
In einer gleichzeitig veröffentlichten Studie hat eine Gruppe an der Stanford University ähnliche Effekte auf regulatorische Immunzellen aufgedeckt: Durch die Gabe von Lisinopril in Standarddosen wurden autoreaktive TH1- und TH17-Zellen supprimiert und die Proliferation antigen-spezifischer regulatorischer T-Zellen (CD4+FoxP3+) stimuliert, ohne die Immunkompetenz grundsätzlich zu beeinträchtigen. Der NF-kappaB1-Transkriptionsfaktor-Komplex wurde gehemmt, der alternative NF-kappaB2-Weg aktiviert. Ganz erstaunlich: Die regulatorischen T-Zellen konnten die Lähmungserscheinungen der EAE-Mäuse zum Verschwinden bringen.
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