Unipolare Depression bei Älteren

Neuro-Depesche 7-8/2018

22 Entzündungsmarker im Plasma erhöht

Bei einer Depression wird seit längerem davon ausgegangen, dass sie von einer entzündlichen Komponente getriggert und/oder unterhalten wird. Norwegische Forscher untersuchten jetzt, welche inflammatorischen und antiinflammatorischen Mediatoren bei älteren Patienten mit unipolarer Major Depression in auffälligen Plasmakonzentrationen vorliegen. Sie fanden in der Bestimmung von insgesamt 27 verschiedenen Immunmarkern ein depressionstypisches Muster.

Teilnehmer der Querschnittsstudie waren 64 stationär behandelte Patienten mit einer seit 28 Wochen bestehenden unipolaren Major-Depression-Episode, die kurz vor einer Elektrokrampftherapie standen, und 18 nicht-depressive Kontrollen. Das durchschnittliche Alter betrug 75,2 bzw. 78,0 Jahre. Die Depression war mittelgradig bis schwer ausgeprägt, der Score der Hamilton Rating Scale of Depression (HRSD17) betrug durchschnittlich 23,1 Punkte (Kontrollen: 2,7 Punkte).
Mit einem Mehrfach-Assay untersucht wurden im peripheren Blut insgesamt 27 Immunmarker. Sie wurden nach ihren Effekten eingeteilt in proinflammatorisch: Interleukin (IL)-1b, IL-6, IL-8, IL-12 (p70), IL-17, Eotaxin, Interferon (IFN)-g, Interferon-induziertes Protein (IP)-10, Monozyten-chemotaktischen Protein (MCP)-1, Makrophagen-inflammatorisches Protein (MIP)-1a, MIP-1b, Regulated upon activation T cell expressed and secreted (RANTES), Tumornekrosefaktor (TNF)-a; in antiinflammatorisch: IL-1-Rezeptorantagonist (ra) und IL-10; in „adaptiv“: IL-2, IL-4, IL-5, IL-7, IL-9, IL-13, IL-15 sowie in trophisch: Basic fibroblast growth factor (bFGF), Granulocyte-colony stimulating factor (G-CSF), Granulocyte macrophage colony stimulating factor (GM-CSF), Platelet derived growth factor (PDGF)-BB und Vascular endothelial growth factor (VEGF).
Nur TNF und VEGF korrelierten in der multivariaten Regressionsanalyse nach Adjustierung auf Alter, Geschlecht, Komorbidität u. nd BMI signifikant mit den HRSD17-Scores (p = 0,017 bzw. p = 0,005). Sie erklärten 53,3% der Varianz im HRSD17-Score.
22 der 27 Immunmarker, darunter pro- und antiinflammatorische, adaptive und trophische Mediatoren, wiesen in der Patientengruppe höhere Plasmakonzentrationen auf als bei den Kontrollen. Keine signifikanten Unterschiede fanden sich für IL-4, IL-10, IFN-g und MIP-1a, und lediglich die vier Marker IL-1b, IL-5, IL-10 und IL-15 lagen bei einer relevanten Anzahl von Patienten (> 20%) in Konzentrationen unterhalb der Detektionsschwelle vor.
Anhand der Kombination der fünf auffälligen Marker TNF-a, VEGF, IL-1b, IL-7 und MCP-1 konnten 98,4% der depressiven Patienten und 83,3% der nichtdepressiven Kontrollen korrekt zugeordnet werden. Dies spricht für die Relevanz der Messergebnisse. HL

 

Kommentar

Bei vergleichbarerer Häufigkeit der Major Depression bei über 65-Jährigen und jüngeren Menschen werden Erstere häufiger stationär behandelt. Die bislang – in mehrerer Hinsicht – nicht gut charakterisierte „Alters-depression“ geht dieser kleinen Studie zufolge mit einem vorwiegend proinflammatorischen Profil an Immunmarkern im Blut einher. Die Befunde sprechen für verschiedene, an der Depression Älterer beteiligte entzündungsfördernde Mechanismen wie altersbedingte zerebrale Hypoperfusion und die immunologisch besonders relevante Mikrophagen- und Astrozyten-Aktivierung.

Quelle:

Gaarden TL et al.: Exploration of 27 plasma immune markers: a cross-sectional comparison of 64 old psychiatric inpatients having unipolar major depression and 18 non-depressed old persons. BMC Geriatry 2018; 18(1): 149 [Epub: 25. JunI; doi: 10.1186/ s12877-018-0836-x]

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