Blaue KI-Darstellung des Gehirns in 3D mit Neuroinflammation.

Diffuse Entzündung und schwelende Läsionen im Fokus

Neuro-Depesche 7-8/2023

18 F-TSPO-PET erlaubt die Prognose

Um den prognostischen Wert einer persistierenden Neuroinflammation zu bestimmen, wurde MS-Patienten mit einer 18-kDa-Translokator-Protein-Positronen-Emissions-Tomographie (PET) untersucht. Der anhand der in-vivo-Befunde ermittelte Läsionsphänotyp, vor allem schwelende Herde, hatte einen prädiktiven Wert für die Atrophie und das Fortschreiten der Behinderung über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Die PET des 18-kDa-Translokator-Proteins (TSPO) mit dem Zweitgenerations-Radioliganden18F-DPA-714 kann Hinweise auf eine zentrale Entzündung geben, die vornehmlich durch Zellen des angeborenen Immunsystems, insbesondere durch aktivierte Mikroglia, getragen wird.

36 MS-Patienten mit einer Krankheitsdauer von 9 (± 6) Jahren wurden eingeschlossen. Davon litten 12 an einer schubförmigremittierenden MS (RRMS), 13 an einer sekundär-progredienten MS (SPMS) und 11 an einer primär-progredienten MS (PPMS). Alle Patienten und 19 gesunde Kontrollpersonen unterzogen sich einer dynamischen 18F-DPA-714-PET. Initial und nach zwei Jahren wurden neben einer neurologischen Untersuchung ein MRT zur Bestimmung der kortikalen Atrophie und der Symbol Digit Modalities Test (SDMT) zur Kognition durchgeführt. Basierend auf dem Schwellenwert für eine relevante zentrale Entzündung, definiert durch den Unterschied der PET-Bindung zwischen MS-Patienten und Kontrollen, wurden Läsionen der weißen Substanz (WM) als homogen aktiv (mit aktivem Zentrum), als randaktiv (‚rim-lesions‘; inaktives Zentrum und aktive Peripherie) oder als nicht-aktive Läsion klassifiziert.

Stärkere Neuroinflammation

Die Gesamtgruppe der MS-Patienten wies nach der ‚Distribution volume ratio‘ (DVR) stärkere Entzündungszeichen in der normal erscheinenden weißen Substanz (NAWM), in der gesamten grauen Substanz (TGM) und im Kortex auf als die Kontrollen. Die standardisierten Effektgrößen dafür betrugen 0,716 (p = 0,015) 1,15 (p < 0,001) und 0,892 (p = 0,003).

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Fazit
Die 18F-DPA-714-PET ergab, dass ein unerwartet hoher Anteil der MS-Läsionen eine schwelende Komponente aufwies, die die Hirnatrophie und die klinische Progression vorhersagte. Dies deutet darauf hin, dass die meisten MS-Läsionen nach der akuten Phase eine chronisch entzündliche Komponente entwickeln, die die Neurodegeneration und die klinische Progression der Patienten fördert.
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