Nach zweijähriger Anfallsfreiheit unter einer Monotherapie

Neuro-Depesche 9/2022

AED langsam oder schnell absetzen?

Zertifizierte Fortbildung
Populationsstudien über mehrere Jahrzehnte zeigten, dass bis zu 50 % der Epilepsie-Patienten nach Absetzen ihrer Medikation anfallsfrei bleiben. Jetzt wurde prospektiv in der pragmatischen, multizentrischen Studie RApid versus SLOW withdrawal (RASLOW) untersucht, inwieweit ein langsames oder aber schnelles Absetzen der AED-Mono- therapie bei länger anfallsfreien Patienten das Auftreten neuer Anfälle beeinflusst.
In die offene Nichtunterlegenheitsstudie in acht italienischen Zentren wurden 48 Patienten ab 16 Jahren mit fokalen und generalisierten Epilepsien eingeschlossen, die länger als zwei Jahre, median 5,4 Jahre anfallsfrei waren. Sie hatten eine Monotherapie vor allem mit Levetiracetam (n = 16), Oxcarbazepin (n = 10) und Topiramat (n = 9) und anderen AED wie Carbamazepin, Lamotrigin, Valproat oder Zonisamid erhalten.
25 Patienten wurden zu einem langsamen Absetzen ihres AED über 160 Tage (-20 % alle 40 Tage) und 23 zu einem schnellen Absetzen über 60 Tage (-20 % alle 15 Tage) randomisiert. Primärer Endpunkt war die Wahrscheinlichkeit eines ersten Anfallsrezidivs innerhalb der 12-monatigen Nachbeobachtung. Sekundär wurden u. a. die Schwere neuer Anfälle (einschließlich Status epilepticus [SE]), anfallsbedingte Verletzungen und Tod erfasst.
 
Inzidenz neuer Anfälle
In der Intention-to-Treat (ITT)-Population entwickelten drei der langsam und ein der schnell entzogenen Patienten (13,5 % vs. 4,7 %) innerhalb von 12 Monaten einen Anfall. Die Wahrscheinlichkeit dafür betrug 0,12 für das langsame und 0,04 für das schnelle Absetzen. Die Differenz von 0,08 (95 %-KI: -0,12 - 0,27) liegt oberhalb der zuvor definierten Non-Inferiority-Grenze (-0,15). Dies war auch für die kumulative Anfallswahrscheinlichkeit über drei, sechs und neun Monate der Fall (0,0 % vs. 0,0 %, 4,7 % vs. 8,9 % bzw. 4,7 % vs. 13,5 %). Die Risiken waren in der Per-Protocol-Population (n = 40) ähnlich. Im Übrigen waren alle Teilnehmer mit dem Ausschleich-Procedere kompliant. Keiner entwickelte einen SE oder verletzte sich anfallsbedingt, kein Patient verstarb. JL
Fazit
In dieser multizentrischen, prospektiven, randomisierten, offenen Studie fiel die Anfallsrezidivrate insgesamt niedriger aus als in früheren Studien. Die Rate war von der Dauer des Ausschleichens unabhängig und verlief auch nach schnellem Absetzen komplikationslos. Die Autoren konstituieren die Nichtunterlegen des schnellen Absetzens.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Ferlazzo E et al.: Rapid versus slow withdrawal of antiepileptic monotherapy in two-year seizure-free adults patients with epilepsy (RASLOW) study: A pragmatic multicentre, prospective, randomized, controlled study. Neurol Sci 2022 [Epub 1. Juni; doi: 10.1007/s10072-022-06121-9]

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