Phänotyp und Krankheitsprogression

Neuro-Depesche 5-6/2021

Prognosefaktoren bei SMA Typ 1, 2 und 3

Zertifizierte Fortbildung
Während unbehandelte Säuglinge mit Typ-1-SMA keine wichtigen motorischen Meilensteine erreichen und typischerweise vor dem 2. Lebensjahr sterben, weisen Menschen mit SMA Typ 2 und 3 einen wesentlich milderen Verlauf mit besseren funktionellen Fähigkeiten und längerem Überleben auf. In einer systematischen Literaturrecherche wurde nun versucht, die wichtigsten Faktoren für die Prognose von Patienten mit einer SMA vom Typ 1, 2 und 3 zu identifizieren.
Es wurden 31 Studien ausgewertet, zwölf zur SMA Typ 1, sieben zur SMA Typ 2 und 3 sowie zwölf zu allen SMA-Typen.
 
Säuglinge mit Typ 1
Bei (unbehandelten) Säuglingen mit Typ-1- SMA gehen das Fehlen von motorischen und respiratorischen Symptomen bei der Geburt, ein späteres Auftreten von Symptomen und eine höhere Zahl an Kopien des Survival of Motor Neuron 2 (SMN2) bzw. des NLR Family Apoptosis Inhibitory Protein (NAIP) mit einem längeren Überleben einher. Als potenziell modifizierbare Faktoren für eine höhere Lebenserwartung ergaben sich die Krankheitsdauer, das Alter bei Therapiebeginn und – in geringerem Maße – die funktionellen Fähigkeiten zu Baseline. Diese Prädiktoren unterstreichen, dass frühe Diagnose und krankheitsmodifizierende Therapie (DMT) bei Patienten mit SMA Typ 1 essenziell ist.
 
Erwachsene mit Typ 2 und 3
Bei Patienten mit SMA vom Typ 2 und 3 waren die SMN2-Kopienzahl, das Alter und die Gehfähigkeit prognostische Faktoren für die zukünftigen Veränderungen der Motorik. Besonders anfällig für die Komplikationen Skoliose und fortschreitende Gelenkkontrakturen, die sowohl die funktionellen Fähigkeiten als auch das therapeutische Ansprechen negativ beeinflussen können, waren SMA-Typ-2/3-Patienten im Alter von 6 bis 15 Jahren.
Für die therapeutischen DMT-Effekte stellte sich vor allem das Alter der Betroffenen bei Behandlungsbeginn als der wesentliche Prognose-Faktor dar. JL
Fazit
Die in dieser Zusammenschau identifizierten prognostischen Faktoren sollten bei der Versorgung von SMA-Patienten beachtet werden – vor allem bei der Entscheidung über den Zeitpunkt für ein therapeutisches Eingreifen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Baranello G et al.: Prognostic factors and treatment-effect modifiers in spinal muscular atrophy. Clin Pharmacol Ther 2021[Epub 31. März; doi: 10.1002/cpt.2247]

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