Bei Frauen mit hohem Depressionsrisiko

Neuro-Depesche 1-2/2021

Gibt es Resilienz-assoziierte Hirnregionen?

Zertifizierte Fortbildung
In einer türkischen Bildgebungsstudie wurde versucht, bei jungen Frauen mit familiärer Depressionsanamnese Hirnregionen zu identifizieren, die mit einer Widerstandsfähigkeit gegen depressive Episoden assoziiert sind. Tatsächlich ergab die voxelbasierte Morphometrie (VBM) einige interessante Unterschiede, die auf eine Resilienz hindeuten.
Das Kollektiv bestand aus 59 Frauen im durchschnittlichen Alter von etwa 22 bis 23 Jahren, deren Mütter unter einer Depression (≥ 2 Episoden) gelitten hatten und familiär vorbelastet waren. Sie wurden unterteilt in jene 30 Frauen, die selbst schon im Jugendalter an mindestens einer depressiven Episode gelitten hatten, und in eine Hochrisikogruppe (HRG) mit 29 mütterlich belasteten Frauen ohne eigene Depressionsanamnese. Aktuell bestand in keinem Fall eine depressive Symptomatik. 19 der 30 Frauen der Depressionsgruppe erhielten eine Rückfallprophylaxe mit Antidepressiva.
In der VBM vermessen wurden verschiedene Strukturen wie Hippocampus, Amygdala, Nucl. caudatus, Putamen und Ventrikel sowie die subkortikale weiße Substanz (WM) und graue Substanz (GM) inkl. der kortikalen Dicke.
 
Volumina und Kortexdicken
Im Gesamtvolumen von Amygdala und Hippocampus ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Allerdingst war das Amygdala- Volumen linksseitig in der HRG-Gruppe signifikant größer (p < 0,05). Letztere wiesen auch bilateral mehr GM in der Amygdala und im linken Schläfenpol (BA38; p < 0,001) auf. Außerdem fielen die kortikalen Dicken bilateral in der Insula sowie subkallös (anteriores Cingulum) in der HRG-Gruppe signifikant höher aus als in der schon einmal depressiv erkrankten Vergleichsgruppe (je p < 0,05). JL
Fazit
Frühere Studien hatten bei Verwandten ersten Grades depressiver Patienten (zumeist frontolimbische) Hirnveränderungen ergeben, die als Vulnerabilitätsmarker für eine Depression gelten können. Die in der aktuellen Studie gefundenen größeren GM-Volumina bzw. Kortexdicken in wichtigen Hub-Regionen des Salienz-Netzwerks (Amygdala, Insula etc.) und in den strukturell verbundenen Regionen im limbischen Netzwerk (anteriores Cingulum, Temporalpol) könnten den Autoren zufolge vor einer klinischen Depression schützen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Burhanoglu BB et al.: Brain areas associated with resilience to depression in high-risk young women. Brain Struct Funct 2021 [Epub 17. Jan.; doi: 10.1007/s00429-021-02215-w]

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