Systematische Überprüfung und Metaanalyse

Neuro-Depesche 10/2020

Prävention der Alzheimer-Krankheit – welche Evidenz gibt es?

Zertifizierte Fortbildung
Kognitives Training, körperliche Aktivität, Stressreduktion und mehr: Zur Wirksamkeit verschiedener Interventionen zur Prävention der Alzheimer-Krankheit existieren zahlreiche Studien, die aber aufgrund unterschiedlicher Designs und Endpunkte schwierig zu interpretieren sind. Jetzt wurden dazu ein systematischer Review mit Metaanalyse von fast 400 Studien durchgeführt und Empfehlungen ausgesprochen.
In der Metaanalyse von 243 prospektiven Beobachtungsstudien und 153 randomisierten, kontrollierten Studien wurden 104 modifizierbare Faktoren und elf Interventionen berücksichtigt. Es resultierten 21 (auf 19 protektive oder risikoerhöhende Faktoren abzielende) Empfehlungen, darunter zehn mit hohem und neun mit mittlerem Evidenzgrad:
 
Hohe Evidenz (Grad A)
Diese zehn Empfehlungen betrafen Interventionen zur Durchführung, Förderung, Vorbeugung bzw. Behandlung von Edukation, kognitiver Aktivität, hohem Body-Mass-Index im höheren Alter, Hyperhomocysteinämie, Depression, Stress, Diabetes, Kopftrauma, Hypertonie im mittleren Alter und orthostatischer Hypotonie.
 
Mittlere Evidenz (Grad B)
Die neun Empfehlungen mit mittlerer Evidenz (B) betrafen Fettleibigkeit im mittleren Lebensalter, Gewichtsverlust im späten Leben, körperliche Bewegung, Rauchen, Schlaf, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Gebrechlichkeit, Vorhofflimmern und Vitamin C.
 
Schwächere Evidenz (Grad C)
Sechs weitere Empfehlungen mit geringerer Evidenz (C) betrafen diastolischen Blutdruck, Gabe von NSAID, soziale Aktivität, Osteoporose, Pestizid-Exposition und Silizium im Trinkwasser. Der Nutzen der entsprechenden Interventionen sollte in zukünftigen Studien bestätigt oder widerlegt werden.
 
Nicht empfohlen
Explizit nicht empfohlen wurden zwei Interventionen: Die mit einem erhöhten Demenzrisiko einhergehende Östrogenersatztherapie (A) und die zur Alzheimer- Prävention nicht geeignete Gabe von Acetylcholinesterase-Hemmern (B). Die neurobiologischen Veränderungen der Alzheimer-Krankheit beginnen mindestens 15 Jahre vor Auftreten der Symptome. Die Autoren bedauern, dass sie Parameter wie β-Amyloid- und tau-Befunde nicht einschließen konnten. JL
Fazit
Unter den verschiedenen Interventionen zur Vorbeugung einer Alzheimer-Krankheit sind offenbar nur wenige nachgewiesen wirksam. Diese sehr systematisch erfassten Studienresultate und die den Autoren zufolge bisher umfassendsten evidenzbasierten Empfehlungen bieten klinisch Tätigen einen Rahmen und können der Leitlinienerstellung dienen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Yu JT et al.: Evidence-based prevention of Alzheimer‘s disease: systematic review and meta-analysis of 243 observational prospective studies and 153 randomised controlled trials. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2020 [Epub 20. Juli; doi: 10.1136/jnnp-2019-321913]

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