Ablenkung im Hörsaal durch Handy und Laptop

Folgen der Smartphone-Abhängigkeit bei Medizinstudenten

Neuro-Depesche 10/2020

Höhere psychische Belastung und stärkerer Neurotizismus

Zertifizierte Fortbildung
Smartphones spielen auch in der Hochschulausbildung eine zunehmend wichtige Rolle. Studenten könnten sogar besonders gefährdet sein, eine Smartphone-Abhängigkeit zu entwickeln. In Malaysia wurden jetzt die Zusammenhänge zwischen Smartphone-Sucht und psychischen Merkmalen bei Medizinstudenten untersucht.
Durchgeführt wurde die Querschnittsstudie bei 574 Studenten an der medizinischen Fakultät der Universität in Kubang Kerian. Um die Smartphone-Sucht, die psychische Belastung und den Neurotizismus der Teilnehmer zu bestimmen, wurden die Smartphone Addiction Scale – Short Version (SAS-SV), die Depression Anxiety Stress Scales (DASS-21) und die Neurotizismus-Subskala des modified USM Personality Inventory (USMaP-i) eingesetzt.
 
Vier von zehn betroffen
Nach DASS-21 (Cutoff-Wert 31 bzw. 33 Punkte bei Männern bzw. Frauen) betrug die Prävalenz einer Smartphone-Abhängigkeit 40,6 %. Sie war bei den männlichen Studenten deutlich höher als bei den weiblichen (49,2 % vs. 36,6 %). Dabei fand sich eine Korrelation zwischen Smartphone-Sucht und einzelnen Faktoren der psychischen Gesundheit wie Depression (r = 0,277), Angst (r = 0,312) und Stress (r = 0,329) sowie eine schwächere mit Neurotizismus (r = 0,173). Alle Korrelationen waren signifikant (je p < 0,001).
 
Dosisabhängiger Effekt
Die Regressionsanalyse ergab bei einem Anstieg der Smartphone-Sucht um eine SAS-SV-Einheit einen signifikanten Anstieg des Niveaus von Depressionen (b = 0,101), Angstzuständen (b = 0,120) und Stress (b = 0,132) sowie Neurotizismus (b = 0,404) (jeweils p < 0,001 bzw. p < 0,05 für Neurotizismus). Diese Ergebnisse bestätigen die Arbeitshypothesen der Autoren, sie übersteigen teilweise die der entsprechenden Literatur. JL
Fazit
Diese Studie zeigt eine hohe Prävalenz der Smartphone-Abhängigkeit bei Medizinstudenten, vor allem unter den männlichen Studenten sind fast 50 % betroffen. Offenbar kann die Smartphone- Sucht zu folgenreichen psychischen Problemen führen, wobei die am stärksten gefährdete Gruppe jene mit vorab bestehenden neurotischen Persönlichkeitsmerkmalen ist.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Lei LY et al.: The relationship of smartphone addiction with psychological distress and neuroticism among university medical students. BMC Psychol 2020; 8(1): 97 Epub 11. Sept.; doi: 10.1186/s40359-020-00466-6]
ICD-Codes: F34.1

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