Veränderte Mitochondrienfunktion

Neuro-Depesche 7-8/2020

Marker korreliert mit Motorik und Kognition

Zertifizierte Fortbildung
Mitochondrien haben einen signifikanten Einfluss auf die Erhaltung der strukturellen Integrität myelinisierter Axone. Im Iran wurden nun bei Patienten mit Neuromyelitis optica-Sektrumserkrankungen (NMOSD) die an der Energiegewinnung beteiligten mitochondrialen Enzyme bzw. diverse metabolische Veränderungen gemessen und mit verschiedenen Parametern der Erkrankungsschwere in Relation gesetzt.
Bei zwölf NMO-Patienten und zwölf gesunden Kontrollen wurde in mononukleären Zellen des peripheren Blutes (PBMC) die Aktivität von Sirtuin 1 (SIRT1), SIRT3, Mitochondrienkomplex I und IV, Aconitase und a-Ketoglutarat-Dehydrogenase (a-KGD) bestimmt. Darüber hinaus wurden im Plasma SIRT1, Pyruvat und Laktat sowie Cytochrom c (Cyt c) als Apoptose- Marker gemessen. Der Behinderungsgrad wurde mittels EDSS, die kognitive Funktion mit dem Symbol-Digit-Modalities-Test (SDMT) und die Feinmotorik mittels 9-Hole- Peg-Test (9-HPT) erfasst.
Unter den Markern der mitochondrialen Dysfunktion gab es bei SIRT1 und SIRT3 keine Unterschiede zur Kontrollgruppe, während die NMOSD-Patienten gegenüber den den Kontrollen u. a. eine verringerte mitochondriale Komplex-I- und -IVAktivität (-76,3 % bzw. -68,6 %,) zeigte, die für Komplex IV auch signifikant war ( s. Abb.).
 

 

Klinische Zusammenhänge?
Bei den NMO-Patienten war die 9-HPTZeit deutlich verlängert. Dies korrelierte signifikant (negativ) mit dem EDSS-Wert. Die nur geringfügig verringerte Leistung im SDMT stand in signifikanter Relation zur Krankheitsdauer und der Schubrate.
In der NMOSD-Gruppe fanden sich einige relevante Zusammenhänge der gestörten Mitochondrien-Funktion mit klinischen Variablen: So korrelierte die Aktivität von Komplex I negativ mit der 9-HPT-Zeit. Zwischen dem Pyruvat-Laktat-Verhältnis im Plasma und dem EDSS-Wert bestand ebenfalls eine signifikante Korrelation. Zudem fand sich eine negative Assoziation zwischen Cyt c und der SDMT-Leistung. Die Aktivität von Komplex IV zeigte dagegen keine signifikante Korrelation mit klinischen Variablen. JL
Kommentar
Dieser kleinen Untersuchung zufolge kann eine mitochondriale Dysfunktion bei NMOSD-Patienten zur Krankheitsprogression und zur Verschlechterung der Kognition beitragen. Diese Daten können helfen, Biomarker für die NMSD und möglicherweise neue therapeutische Ansätze zu finden.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Foolad F et al.: Changes in mitochondrial function in patients with neuromyelitis optica; correlations with motor and cognitive disabilities. PLoS One 2020; 15(3): e0230691 [Epub 26. März; doi: 10.1371/journal.pone.0230691
ICD-Codes: G36.0

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