Junge Männer in der Schweiz

Neuro-Depesche 10/2019

Psychiatrische Komorbidität bei Alkoholkonsumstörung (AUD) und anderen Süchten

Zertifizierte Fortbildung
In der Schweiz wurde bei jungen Männern mit und ohne Alkoholkonsumstörung (Alcohol use disorder, AUD) untersucht, welche Effekte zusätzliche Suchtprobleme auf die Häufigkeit von Depression, bipolarer Störung, ADHS und sozialer Phobie haben.
5.516 junge Männer der C-SURF-Kohortenstudie (Durchschnittsalter ca. 20 Jahre) machten Angaben zum Konsum von Alkohol, Cannabis und Tabak sowie zu nicht substanzgebundenen Abhängigkeiten im Bereich Internet, Gaming, Smartphone, Internet- Sex, Glücksspiel, Arbeit, Sport.
488 Männer (8,9 %) litten unter einer AUD, davon 169 unter AUD allein, 170 unter zusätzlich einer und 150 unter mindestens zwei weiteren Süchten. Am häufigsten waren zusätzliche Tabak- und Cannabis-Abhängigkeit (27,7 % bzw. 21,1 %). Die Raten an vier psychiatrischen Störungen wurden anhand von drei Modellen ausgewertet:
1. Die 488 Teilnehmer mit AUD wiesen gegenüber den 5.028 ohne AUD deutlich höhere Wahrscheinlichkeiten auf für eine Major Depression (19,8 % vs. 6,7 %; Odds Ratio: 3,51), ADHS (18,3 % vs. 6,7 %; OR: 3,12), bipolare Störung (8,7 % vs. 2,0 %; OR: 4,94) und soziale Phobie (28,8 % vs. 15,6 %; OR: 2,21).
2. Bei den 169 Probanden mit alleiniger AUD (also ohne zusätzliche Suchtproblematik) waren die Unterschiede gegenüber den Teilnehmern ohne AUD allerdings erheblich schwächer ausgeprägt: Bipolare Störung (OR: 1,69) und ADHS (OR: 1,65) sowie nicht signifikant für die Rate an Major Depression (OR: 0,83) und sozialer Phobie (OR: 1,15).
3. Die 170 Teilnehmer mit AUD plus mindestens einer weiteren Sucht wiesen noch höhere Wahrscheinlichkeiten auf als die Teilnehmer ohne AUD: so für soziale Angst (OR: 2,90), ADHS (4,03), Depression (5,29) und bipolare Störung (OR: 6,64).
Darüber hinaus ergab sich mit jeder weiteren vorhandenen Abhängigkeit ein steiler Anstieg der vier überprüften psychiatrischen Krankheiten (OR: 4,74 - 11,03). JL
Kommentar
Für die Durchführung von Studien und den Behandlungsalltag der AUD sollte beachtet werden, dass sich die deutlich erhöhten Raten an komorbiden psychiatrischen Störungen vor allem auf das Vorliegen zusätzlicher Suchtproblematiken zurückführen lassen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Marmet S et al.: Reconsidering the associations between self-reported ... PLoS One 2019; 14(9): e0222806 [Epub 30. Sept.; doi: 10.1371/journal. pone.0222806]

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