Therapie Parkinson-assoziierter Psychosen

Neuro-Depesche 7-8/2019

Mortalität unter Quetiapin und Pimavanserin?

Zertifizierte Fortbildung
Bei der Behandlung von Psychosen bei Parkinson-Patienten steht neben der Dosisanpassung von L-Dopa die Gabe von Antipsychotika der zweiten Generation (SGA) im Mittelpunkt. Es gibt jedoch Hinweise, dass Quetiapin und – das 2016 von der FDA in dieser Indikation in den USA zugelassene – Pimavanserin die Sterblichkeit erhöhen können. Jetzt wurden in einer größeren retrospektiven Studie die Mortalitätsdaten erhoben.
Quetiapin ist ein strukturelles Analogon zu Clozapin und Pimavanserin ein selektiver Agonist des Serotonin-5-HT2A-Rezeptors ohne nennenswerte Blockade der Parkinson- relevanten D2-Rezeptoren.
Von 4.478 Parkinson-Patienten einer Universitätsklinik in Kalifornien (29. April 2016 bis 29. April 2018) erfüllten 676 die Einschlusskriterien. 113 hatten Pimavanserin, 505 Quetiapin erhalten. In der Quetiapin- Gruppe ergab sich mit 58 Toten (11,5 %) gegenüber acht Verstorbenen (7,5 %) in der Pimavanserin-Gruppe eine höhere Mortalitätsrate. Das Sterberisiko war gegenüber der Nichtbehandlung mit SGA unter Quetiapin um 23 % erhöht (Odds Ratio: 1,23; 95 %-KI: 0,57 - 2,68) und unter Pimavanserin um 74 % (OR: 1,74; 95 %-KI: 1,15 - 2,62). Dennoch unterschied sich die Mortalität zwischen Quetiapin und Pimavanserin nicht signifikant (p = 0,17).
Bei einer altersentsprechenden Stichprobe von 784 Parkinson-Patienten dieser Kohorte, die keine Behandlung mit SGA oder Pimavanserin benötigten, ergab sich lediglich eine Mortalität von 5,9 %.
Im Übrigen hatten 58 Parkinson-Patienten – durch keine Leitlinie gedeckt – Quetiapin und Pimavanserin in Kombination erhalten. Bei ihnen lag die Mortalitätsrate bei 12,1 %, und das Sterberisiko war sogar um 116 % erhöht (OR: 2,16; 95 %-KI: 0,93 - 5,01). Doch auch der Unterschied zwischen der Kombinationsbehandlung und Pimavanserin war nicht signifikant (p = 0,28).
Das Durchschnittsalter der Verstorbenen war in den drei Gruppen ähnlich (81,4, 79,6 bzw. 82,0 Jahre) und auch bei den nicht verstorbenen nicht signifikant unterschiedlich (p = 0,12). Auch das Geschlecht war kein Faktor für die Sterblichkeit. JL
Kommentar
Diese Studie stellt den bislang größten Vergleich zur Mortalität bei Parkinson-assoziierter Psychose dar. Während sich für Pimavanserin eine gewisse Sicherheit für Ärzte und Patienten ableiten lässt, gibt die erhöhte Sterblichkeit unter Quetiapin eher Anlass zur Besorgnis. Der S3 Parkinson-Leitlinie der DGN zufolge „soll Clozapin“ bzw. „kann Quetiapin“ zur Behandlung der Psychose genutzt werden. Olanzapin wird nicht empfohlen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Moreno GM et al.: Mortality in patients with Parkinson disease psychosis receiving pimavanserin and quetiapine. Neurology 2018; 91(17):797-9
ICD-Codes: G20

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x