Heterogene Stichprobe älterer Menschen

Neuro-Depesche 7-8/2019

Schützen Computer, Smartphone und Co. vor kognitivem Abbau?

Zertifizierte Fortbildung
Die Nutzung von Computern, Smartphones und anderen digitalen Geräten gehört heute zum Alltagsleben. Ob der Gebrauch digitaler Geräte vor dem Verlust kognitiver Fähigkeiten schützt, wurde jetzt in einer größeren Stichprobe älterer Menschen untersucht.
Die 323 Erwachsenen (Durchschnittsalter 75,9 Jahre; 65,5 % Frauen) hatten eine Gedächtnisklinik initial aufgrund subjektiver Merkfähigkeitsstörungen aufgesucht. 112 (34,7 %) waren kognitiv unbeeinträchtigt, 127 (39,3 %) litten unter einem Mild Cognitive Impairment (MCI), 84 (26,0 %) unter einer manifesten Alzheimer-Demenz (AD). 60,1 % verwendeten täglich einen Computer oder ein Touchscreen-Gerät (Smartphone oder Tablet). Dies betraf insbesondere jüngere und besser ausgebildete Menschen. Die Personen wurden entsprechend der Häufigkeit der Nutzung verschiedener digitaler Geräte (täglich oder nicht-täglich) in vier Gruppen eingeteilt: 26 % benutzten täglich sowohl einen Computer als auch ein Touchscreen-Gerät, 26,9 % nur einen Computer, 7,1 % nur ein Touchscreen-Gerät und 39,9 % kein digitales Gerät.
Kontrolliert auf die jeweils signifikanten (p < 0,001) Gruppenunterschiede bzgl. Alter, Ausbildung und klinischer Diagnose wiesen die 129 nicht-täglichen Benutzer digitaler Geräte im Vergleich zu den 84 täglichen Benutzern von Computer und Touchscreen-Gerät der Studienhypothese gemäß signifikant schlechtere geistige Leistungen in mehreren Aspekten auf: Dies betraf eine signifikant schlechtere globale kognitive Funktion nach MMST (25,5 vs. 28,3; p = 0,005) und eine längere Verarbeitungsgeschwindigkeit nach den Ergebnissen des Trail Making Test Teil A (TMT-A) (59,6 vs. 38,5; p = 0,002).
Auch die Leistungen im Kurzzeitgedächtnis nach dem Forward Digit Span-Test waren schlechter (p = 0,020), ebenso die des episodischen Gedächtnisses nach dem Free and Cued Selective Reminding Test (p = 0,025). Schließlich ergaben sich auch Defizite in verschiedenen Komponenten der exekutiven Funktionen, darunter nach den Resultate des TMT-B (197,2 vs. 90,1; p = 0,002). Nicht signifikant schlechter waren dagegen u. a. die Wortlisten-Generierung und die Wortflüssigkeit. JL
Kommentar
Auch in dieser Studie zeigte sich bei älteren Menschen ein positiver Zusammenhang zwischen Computernutzung und kognitiven Fähigkeiten. Ungelöst ist allerdings, ob ältere Erwachsene mit besseren kognitiven Fähigkeiten eher einen Computer nutzen oder die Verwendung von Computern tatsächlich zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten beiträgt. Positiv betrachtet könnte der Umgang mit digitalen Technologien die kognitive Reserve erhöhen. Und auch wenn dies den Einzelnen nicht vor kognitivem Abbau schützt, wirkt es doch der drohenden gesellschaftlichen Marginalisierung entgegen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Wu YH et al.: Cognitive function and digital device use in older adults attending a memory clinic. Gerontol Geriatr Med 2019 2; 5 [Epub 2. Mai; doi: 10.1177/2333721419844886]

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