SNAC-K: Erhöhte Demenzgefahr bei Vorhofflimmern

Neuro-Depesche 4/2019

Antikoagulanzien verlangsamen den kognitiven Abbau

Zertifizierte Fortbildung

In Schweden wurden mögliche Zusammenhänge zwischen einem Vorhofflimmern (VHF) und späteren kognitiven Verschlechterungen sowie Demenzerkrankungen untersucht. Dabei wurde auch der Einfluss verschiedener gerinnungshemmender Medikamente geprüft. Hier zeigten Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmer unterschiedliche Effekte. 1Erstere konnten die kognitive Verschlechterung deutlich bremsen.

Die Kohorte der bevölkerungsbasierten schwedischen National Study on Aging and Care in Kungsholmen (SNAC-K) umfasste 2.685 demenzfreie Teilnehmer (durch- schnittl. 73,1 Jahre alt; 62,9 % Frauen). Sie wurden zwischen 2001 und 2004 sowie zwischen 2010 und 2013 regelmäßig untersucht. Ein VHF wurde anhand von EKG-Befunden/Registerdaten erfasst. Die globale Kognition wurde mit dem Mini-Mental State Test (MMST) bewertet, eine Demenz nach DSM-IV-Kriterien diagnostiziert. Dabei wurde weiter unterschieden in vaskuläre Demenz nach NINDS-AIREN*- Kriterien und Alzheimer-Demenz nach NINCDS-ADRDA**-Kriterien.
Es wurden 243 Teilnehmer (9,1 %) mit VHF identifiziert. In der neunjährigen Nachbeobachtungszeit trat diese Herzrhythmusstörung bei weiteren 279 Personen (11,4 %) neu auf. Insgesamt 399 Teilnehmer (14,9 %) entwickelten eine Demenz (darunter 166 eine Alzheimer-Demenz).
Ein VHF zeigte einen signifikanten Zusammenhang mit der jährlichen MMST- Verschlechterung (b-Koeffizient: -0,24; p < 0,01). Es ging außerdem mit einer um 40 % erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Demenz jeglicher Ursache einher (Hazard 46Ratio: 1,40; 95 %-KI: 1,11 - 1,77; p < 0,01). Dies beruhte vor allem auf der erhöhten Inzidenz einer vaskulären/gemischten Demenz (HR: 1,88; p < 0,01), während die Risikoerhöhung für eine Alzheimer-Demenz durch ein VHF (HR: 1,33, 95 %-KI: 0,92 - 1,94) nicht signifikant ausfiel. Darüber hinaus war die VHF-Demenz-Assoziation nur bei den Frauen (HR: 1,46) und bei den APOE e4-Trägern (HR: 1,74) signifikant.
In einer Auswertung nach Art der gerinnungshemmenden Medikation zeigte sich außerdem, dass die Therapie mit Antikoagulanzien (gegenüber der Nichteinnahme) mit einem um 60 % verringerten Demenzrisiko verbunden war (HR: 0,40; 95 %-KI: 0,18 - 0,92; p = 0,031), nicht jedoch die Gabe von Thrombozytenaggregationshemmern, die das Demenzrisiko tendenziell sogar eher erhöhte (HR: 1,84; p = 0,055). JL
Kommentar
Ein VHF bei älteren Menschen ist mit einem schnelleren globalen kognitiven Abbau und einem erhöhten Demenzrisiko verbunden. Interessanterweise konnte die Gabe von Antikoagulanzien das Demenzrisiko bei VHF-Patienten deutlich reduzieren. Angesichts eines Bevölkerungs-attributierbaren Demenzrisikos von 0,46 - und ein kausaler Zusammenhang vorausgesetzt - könnte die Antikoagulanzien-Behandlung aller Personen mit einem VHF hypothetisch 54 % der Demenzen verhindern. Eine wichtige Frage ist u. a., wie sich hier die neuen oralen Antikoagulanzien auswirken.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Ding M et al.: Atrial fibrillation, antithrombotic treatment,... Neurology 2018; 91(19): e1732-e1740 [Epub 10. Okt.; doi: 10.1212/WNL.0000000000006456]
ICD-Codes: I48

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