Frauen mit Epilepsie

Neuro-Depesche 1-2/2019

Wie hoch ist die Müttersterblichkeit wirklich?

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Epilepsie-kranke Menschen haben bekanntlich aus mehreren Gründen eine erhöhte Mortalität. Trifft dies auch auf die Müttersterblichkeit zu? Dies wurde jetzt in einer dänischen Fall-Kontroll-Studie zu mehr als 2 Millionen Schwangerschaften untersucht. Die Ergebnisse sind nicht alarmierend, sollten andererseits aber auch nicht ignoriert werden.

Unter allen zwischen 1962 und 1994 in Dänemark geboren Frauen wurden 2.105.084 Schwangerschaften (bei 801.739 Frauen) identifiziert, darunter 11.976 (0,57 %) bei Frauen mit einer Epilepsie-Diagnose. Bei Letzteren resultierte die Schwangerschaft in 7.196 Fällen (60,1 %) in einer Lebendgeburt und in 3.868 Fällen (32,3 %) in einer Abtreibung. Von 912 Fällen (7,62 %) wurde kein Ergebnis berichtet. Die hier fokussierte Müttersterblichkeit war primär definiert als Tod in der Schwangerschaft oder in den ersten 15 Wochen nach der letzten Schwangerschafts-assoziierten klinischen Untersuchung.
Von den 176 mütterlichen Todesfällen in dieser Kohorte betrafen fünf die Frauen mit Epilepsie. Damit war die Mortalität dieser Indexfälle im Vergleich zur Sterblichkeit bei den Frauen ohne die Diagnose um mehr als das Fünffache erhöht (Odds Ratio: 5,57, 95 %-Konfidenzintervall: 2,23 - 13,9, p < 0,001). Pro 100.000 Schwangerschaften entsprechen diese Zahlen 41,7 Todesfällen gegenüber nur 8,2 Todesfällen bei den Frauen ohne Epilepsie. Diese Sterblichkeit Epilepsie-kranker Mütter vs. Mütter ohne Epilepsie ist deutlich niedriger als in einer US-Studie (80 vs. sechs Todesfälle pro 100.000 Mutterschaften) und als in einer britischen Untersuchung (100 vs. elf pro 100.000).
Bei längerer Nachbeobachtungsdauer nahm die mit der Epilepsie verbundene Sterblichkeit zu: Im längsten Follow-up-Zeitraum ergab sich in den Kollektiven der Frauen ohne vs. mit Epilepsie-Diagnose mit 200/20.036 vs. 7/121 Todesfällen eine noch stärkere Risikoerhöhung (OR: 6,19; 95 %-KI: 2,84 - 13,5; p < 0,001).
Für eine Auswertung nach Todesursache war die Zahl der verstorbenen dänischen Epilepsie-Patientinnen definitiv zu gering. Nach neuesten britischen Zahlen war der Sudden unexplained death in epilepsy (SUDEP) mit 86 % (zwölf von 14 Todesfällen) im UK die häufigste Ursache bei Schwangeren mit Epilepsie. JL
Kommentar

Die Müttersterblichkeit bei Frauen mit Epilepsie war in Dänemark deutlich niedriger als bisher aus den USA und Großbritannien berichtet, dessen ungeachtet aber erheblich höher als bei Däninnen ohne Epilepsie. Weitere Studien sollten sich, empfehlen die Autoren, damit befassen, ob eine optimierte Epilepsie-Behandlung die Sterblichkeitsrate bei Müttern weiter verringern könnte.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Christensen J et al.: Maternal death in women with epilepsy: Smaller scope studies. Neurology 2018; 91(18): e1716-20 [Epub 26. Sept.; doi: 10.1212/ WNL.0000000000006426]

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