Antipsychotika bei Schizophrenie und Bipolarstörung

Neuro-Depesche 7-8/2018

Diese Faktoren verbessern die Adhärenz

Zertifizierte Fortbildung

Bei Patienten mit psychischen Erkrankungen, die vor allem mit Antipsychotika behandelt werden, stellt die Nicht-Adhärenz mit der Medikation ein gravierendes Problem dar. Aus der deutschen pragmatisch orientierten, randomisierten und kontrollierten Studie Tecla wurden jetzt erste Daten zur Adhärenz mit der antipsychotischen Medikation veröffentlicht.

Ausgewertet werden konnten die Baseline-Befunde von 127 zur Entlassung aus stationärer Behandlung anstehender Patienten (durchschnittliches Alter 42 Jahre; 73 Männer) in Vorpommern. Unter ihnen hatten 106 eine Diagnose aus dem Spektrum der Schizophrenien (ICD-10 F20) oder schizoaffektiven Störungen (ICD-10 F25) und 27 einer bipolaren Störung (ICD-10 F31). 85 Patienten erhielten atypische und 27 typische Antipsychotika.
Die Adhärenz wurde mit der deutschen Version der Medication Adherence Report Scale (MARS-D) erfasst und lag bei durchschnittlich 23,4 Punkten. Nach der Dichotomisierung in „adhärentes” und „nicht-adhärentes” Verhalten (MARS-D Score: ≥ 25 vs. < 25) waren 68 Patienten (53,5%) nicht-adhärent. Der häufigste Grund für eine Nicht-Adhärenz war das „Vergessen der Einnahme“.
Als potenzielle Einflussfaktoren in der Regressionsanalyse berücksichtigt wurden Alter, Geschlecht, allgemeines Funktionsniveau nach dem Global Assessment of Functioning (GAF), Erwerbstätigkeit, Bildungsgrad, soziale Unterstützung (erhoben mittels FSozU) und die Zahl schwerer Nebenwirkungen.
Positive Faktoren für eine Adhärenz waren mit Signifikanz (je p < 0,0001) höheres Alter (Odds Ratio: 1,02; 95%-KI: 1,011–1,024), Erwerbstätigkeit in Voll- oder Teilzeit bzw. Berufsausbildung (OR: 2,46, 95%-KI: 1,893– 3,206), ein höheres allgemeines Funktionsniveau nach GAF (OR: 1,02, 95%-KI: 1,012–1,028) und ein höherer Grad an sozialer Unterstützung (OR: 1,02, 95%-KI: 1,013–1,026) sowie die Therapie mit Typika (OR: 2,389; 95%-KI: 1,796–3,178). Signifikant negativ mit der Adhärenz assoziiert war in dieser Popukation lediglich weibliches Geschlecht (OR: 0,73; 95%- KI: 0,625–0,859, p = 0,0001). JL
Kommentar

Für ein erfolgreiches Therapiemanagement ist die Adhärenz mit der medikamentösen Behandlung essenziell. In der Praxis ist die Medikamentenadhärenz mit 35–50% der schizophrenen und bipolaren Patienten allerdings niedrig – und nimmt im Laufe der Behandlung mmer weiter ab. Die aktuellen Daten zeigen, dass eine (mehr als geringfügige) Erwerbstätigkeit, ein hohes allgemeines Funktionsniveau und soziale Unterstützung wichtige Faktoren für die Medikamentenadhärenz sind. Diese modifizierbaren Einflüsse können und sollten durch spezifische Interventionen gefördert werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Stentzel U et al.: Predictors of medication adherence among patients with severe psychiatric disorders: ... BMC Psychiatry 2018; 18(1): 155 [Epub 29. Mai; doi: 10.1186/s12888-018-1737-4]

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