Eurolight-Studie zur Migräne

Neuro-Depesche 4/2018

Viele Patienten sind unzureichend behandelt

Zertifizierte Fortbildung

Eurolight ist eine Fragebogen-basierte Querschnittsstudie in zehn europäischen Ländern. Jetzt wertete ein internationales Team von Kopfschmerzexperten die Daten zur Akutbehandlung und Prävention der Migräne durch Haus- und Fachärzte aus. Danach ist die Migräne heute massiv unterdiagnostiziert und unterbehandelt.

Die bevölkerungsbasierten Stichproben stammten aus den sechs Ländern Deutschland, Italien, Litauen, Luxemburg, Niederlande und Spanien. Weitere Stichproben umfassten vom Hausarzt behandelte Patienten in Österreich, Frankreich und Großbritannien. Zusätzliche, durch Kopfschmerz-Selbsthilfeorganisationen rekrutierte Samples stammten aus den Niederlanden, Spanien und Irland.
Inwieweit die Versorgung adäquat oder inadäquat ist, wurde anhand der Prävalenz und Intensität der Migräne, der Inanspruchnahme medizinischer Dienste sowie anhand der Verordnung von Medikamenten zur Akutbehandlung und Prävention bestimmt.
Von 9247 Befragten im Alter von 43,9 (± 13,9) Jahren (M/F-Verhältnis: 1:1,4) erfüllten 3466 (37,6%) die Diagnose einer (möglichen oder definitiven) Migräne. Unter diesen Betroffenen berichteten 1175 (33,8%) häufige Migräne-Attacken (> 5 Tage/Monat) und könnten somit grundsätzlich von einer medikamentösen Prophylaxe profitieren.
In den bevölkerungsbasierten Stichproben hatte nur eine Minderheit von 9,5%–18,0% der Migräne-Patienten einen Hausarzt und mit 3,1%–15,0% ein noch geringerer Anteil einen Facharzt besucht. Noch weniger Patienten erhielten eine adäquate Therapie: Mit Triptanen akutbehandelt wurden 3,4%–11,0%, eine Prophylaxe erhielten nur 1,6%–6,4% der dafür prinzipiell geeigneten Patienten.
Gegenüber den bevölkerungsbasierten Samples waren diese Anteile größer in den Hausarzt-basierten Stichproben (Triptane: 13,6%–24,5%; Prophylaktika: 4,4%–9,1%) und in den Stichproben der Mitglieder von Laienorganisationen (Triptane: 46,2%–68,2%; Prophylaktika: 16,0%–41,7%).
Zusammengefasst erhielten nach diesen Versorgungsindikatoren jene 3,1%–33,8% der Patienten die beste Behandlung, die einen Facharzt konsultierten, während es den 9,5%–29,6% vom Hausarzt Behandelten weniger gut erging. Bei den 48,0%–84,2% der Patienten mit ausschließlicher/vorwiegender Selbstmedikation war die Therapie zumeist inadäquat. JL
Kommentar

Wie die (sehr engagierten) Autoren betonen, werden Migräne-Patienten in den wohlhabenden Ländern Europas noch stark vernachlässigt: Zu wenige Patienten besuchen einen Arzt, und zu viele erhalten eine inadäquate Therapie. Dieser Situation sollte mit Kampagnen zur Edukation sowohl der Öffentlichkeit als auch der Ärzte entgegengewirkt werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Katsarava Z et al.: Poor medical care for people with migraine in Europe - evidence from the Eurolight study. J Headache Pain 2018; 19(1): 10 [Epub 1. Feb.; doi 10.1186/s10194-018-0839-1]

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