Kognitive Remediationstherapie

Neuro-Depesche 4/2018

Auch Hippokampus-Volumen nimmt zu

Zertifizierte Fortbildung

Die kognitive Remediationstherapie (Cognitive remediation therapy, CRT) kann die neurokognitiven Beeinträchtigungen schizophren erkrankter Patienten wirksam verringern. In einer randomisierten und kontrollierten Studie untersuchten japanische Forscher jetzt, ob die CRT zusätzlich auch Effekte auf kortikale Hirnstrukturen hat.

16 Patienten mit Schizophrenie wurden zu einer zwölfwöchigen CRT und 15 zu einer Kontrollgruppe (Treatment-as-usual, TAU) randomisiert. Die zweimal wöchentlichen einstündigen Computer-gestützten CRT-Sitzungen zielten auf die Besserung kognitiver Defizite (u. a. Aufmerksamkeit, Lernen, Wortflüssigkeit, Gedächtnis, exekutive Funktionen) ab.
Die kognitiven Leistungen wurden anhand der Brief Assessment of Cognition in Schizophrenia (BACS-J) dokumentiert. Kortikale Strukturen wurden vor und nach der CRT anhand struktureller T1-MRT-Aufnahmen und voxelbasierter Morphometrie (VBM) beurteilt.
Die 16 CRT- und 15 TAU-Patienten waren durchschnittlich ca. 36 bzw. 37 Jahre alt und seit 12 bzw. 14 Jahren erkrankt. Die CRT-Gruppe zeigte signifikant stärkere Verbesserungen als die TAU-Gruppe in der Wortflüssigkeit (p = 0,012) und im globalen Kognitions-Score der BACS-J (p = 0,049). In den übrigen BACS-J-Subscores ergaben sich keine signifikanten Veränderungen. Die VBM-Auswertung ergab, dass das Volumen der grauen Substanz (GM) im Hippokampus rechts (nicht aber links) in der CRT-Gruppe signifikant stärker zugenommen hatte (p < 0,001). Dies traf auch auf das intrakraniale Gesamtvolumen zu (p < 0,001).
Interessanterweise korrelierten die Veränderungen der Wortflüssigkeit und der rechtsseitigen Hippokampus-Größe miteinander signifikant positiv (r = 0,53; p = 0,001), während dies für den BACS-J-Gesamtscore nicht der Fall war. Auch ergaben sich keine Assoziationen zwischen dem Gesamthirnvolumen und Wortflüssigkeit bzw. BACS-J-Gesamtscore.
Einschränkend muss erwähnt werden, dass sich weder in der Symptomschwere nach der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) noch in den Alltagsfunktionen/Interaktionen nach dem Life Assessment Scale for the Mentally Ill nach der zwölfwöchigen CRT signifikante Therapieeffekte zeigten. JL
Kommentar

Die Besserung der Wortflüssigkeit mit paralleler Zunahme der grauen Substanz des (rechten) Hippokampus spricht dafür, dass die CRT die prokognitiven Effekte – möglicherweise via Brain-derived neurotrophic factor (BDNF) – über die Hippokampus-Plastizität induziert. Dies könnte die im Rahmen der neurodegenerativen Schizophrenie-Theorie besondere Rolle des Hippokampus bestätigen – und dazu einen Rehabilitationsansatz auch bei langjährig Erkrankten bieten. Fehlende Korrelationen zwischen Hippokampus- Veränderungen und den übrigen kognitiven Funktionen bzw. klinischen Parametern schreiben die Autoren u. a. der kleinen Gruppengröße in dieser Studie zu.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Morimoto T et al.: Computer-assisted cognitive remediation therapy ... BMC Psychiatry 2018; 18(1): 83 [Epub 27. März; doi: 10.1186/s12888-018-1667-1]

ICD-Codes: F20.9

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