Unveröffentlichte Studiendaten

Neuro-Depesche 11/2016

Erhaltungstherapie mit SSRI und TZA enttäuschte

Zertifizierte Fortbildung

In der achtwöchigen Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie 329 war die Wirksamkeit von Paroxetin und Imipramin bei Patienten mit unipolarer Major Depression untersucht worden. Nun wurden auf Betreiben der Initiative Restoring Invisible and Abandoned Trials (RIAT) die unveröffentlichten Daten der sechsmonatigen Studienverlängerung ausgewertet. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Von den 275 Adoleszenten (12 bis 18 Jahre alt) mit Major Depression, die zwischen 1994 und 1998 in zwölf nordamerikanischen psychia - trischen Zentren rekrutiert worden waren, beendeten 190 die achtwöchige 329-Studie regulär. 119 von ihnen traten in die weiterhin geblindete Verlängerungsstudie ein: 49 unter Paroxetin, 39 unter Imipramin und 31 unter Placebo. Studienendpunkte waren die Responderund Rezidivraten nach den Werten der Hamilton Depression Scale (HDS) in der Akut- und Erhaltungstherapiephase. Nur 43 der 275 Patienten durchliefen die Studienverlängerung vollständig, die Drop-out-Raten betrugen 61% (Paroxetin), 69% (Imipramin) und 58% (Placebo).
Responder innerhalb der sechs Monate waren nur 15 der 49 (31%) Paroxetin- und 12 der 39 (31%) Imipramin-Behandelten, aber 12 der 31 (39%) Patienten unter Placebo. Ein Depressionsrezidiv erlitten im Gesamtzeitraum der Studie 25 Patienten in der Paroxetin-Gruppe (41%) und 15 in der Imipramin-Gruppe (26%), aber nur 10 (21%) unter Placebo.
Die Sicherheitsauswertung ergab, dass in der kombinierten Erhaltungs- und Ausschleichphase unter Paroxetin 211 unerwünschte Ereignisse (UE) auftraten, 147 unter Imipramin und 100 unter Placebo. Während der Erhaltungstherapie- Phase fanden sich die wenigsten UE, doch gerade in der Ausschleichphase kam es zu einer Häufung von schwerwiegenden UE (SUE) pro Woche. Diese waren u. a. deutlich häufiger als in der Erhaltungstherapie- und sogar als in der Akuttherapie-Phase. Darunter befanden sich beispielsweise fünf Fälle mit Suizidalität unter dem SSRI (keiner unter dem TZA oder Placebo). JL

KOMMENTAR

Mit allen Einschränkungen einer retrospektiven Post-hoc-Auswertung sprechen die Daten der sechsmonatigen Therapieverlängerung gegen die Langzeitwirksamkeit des SSRI Paroxetin und des TZA Imipramin bei depressiven Patienten. Vor allem die gehäufte Inzidenz schwerwiegender Nebenwirkungen in der Ausschleichphase war in dieser Form bisher nicht beobachtetet worden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Le Noury J et al.: Study 329 continuation phase: Safety and efficacy of paroxetine and imipramine ... Int J Risk Saf Med 2016; 28(3): 143-61

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