NMR-gestützte Urinanalyse

Neuro-Depesche 11/2016

Objektive Laborbefunde für eine Poststroke-Depression?

Zertifizierte Fortbildung

Nach einem Schlaganfall entwickeln etwa 30% der Patienten relevante depressive Symptome, die mit klinischen Ratingskalen erfasst werden können. Doch an objektiven Befunden mangelt es noch. Chinesische Forscher befassten sich nun mit der Suche nach potenziellen Biomarkern einer Poststroke-Depression (PSD) im Urin der Patienten.

Rekrutiert wurden Patienten mit ischämischem oder hämorrhagischem Schlaganfall. Zum Einsatz kam eine Nuklear-Magnetresonanz (NMR)-Spektroskopie-basierte metabonomische Analyse verschiedener Metaboliten im Urin. Zwei Kollektive wurden untersucht: Ein Trainingsset von 62 PSD-Patienten (Hamilton Depression Rating Scale > 8), 45 nicht depressiven Schlaganfall-Patienten und 43 gesunden Kontrollen sowie ein geblindet ausgewertetes Testset mit 32, 33 bzw. 31 entsprechenden Teilnehmern.
Als potenzielle Biomarker fanden sich zehn Metabolite, die bei den PSD-Patienten und den nicht depressiven Schlaganfall-Patienten bzw. Kontrollen deutlich vermehrt oder verringert ausfielen. Um die PSD-Patienten von den beiden anderen Gruppen zu unterscheiden, wurde eine Orthogonal partial least-squares discriminant analysis (OPLS-DA) durchgeführt. Danach wurden im Testset nur 10 der 64 nicht depressiven Teilnehmer (15,6%) fälschlich als PSD-Patienten identifiziert, während 29 der 32 PSD-Patienten (90,6%) korrekt klassifiziert wurden. Daraus resultierte eine Vorhersagegenauigkeit von 86,4%. Die fünf am stärksten unterschiedlichen Metabolite Laktat und a-Hydroxybutyrat (erhöhte Konzentrationen) sowie Phenylalanin, Formiat und Arabinitol (verringerte Konzentrationen) – wurden ausgewählt. Ihre Anwendung resultierte sowohl im Trainings- als auch im Testset in einer erstklassigen Unterscheidung zwischen den PSD-Patienten und den nicht depressiven Teilnehmern mit einer Vorhersagegenauigkeit von 83,9% bzw. 81,3%.
Die Receiver operating characteristic (ROC)- Auswertung bestätigte die hohe Diskrimierungsfähigkeit der fünf Metabolite mit sehr guten Area under the curve (AUC)-Werten in beiden Sets (je 0,946; je p < 0,0001). JL

KOMMENTAR

Nach Replizierung könnten diese Resultate die Basis für die klinische Anwendung des Urinmetaboliten-Profiling zur objektiven Identifizierung einer Poststroke-Depression bilden. Bei Nicht-Schlaganfall-Patienten mit einer Major Depression waren ähnliche Untersuchungen nicht so eindeutig ausgefallen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Xiao J et al.: Discriminating poststroke depression from stroke by nuclear magnetic resonance spectroscopy-based metabonomic analysis. Neuropsychiatr Dis Treat 2016; 12: 1919-25

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