Ultrarisiko-Personen

Neuro-Depesche 11/2016

PET-Studie zeigt Mikroglia-Aktivierung

Zertifizierte Fortbildung

In einer Bildgebungsstudie konnten Forscher zeigen, dass bei Personen mit einem Ultrahochrisiko für die Entwicklung einer Schizophrenie eine Aktivierung der Mikroglia vorliegt. Damit wird die Theorie einer (neuro)entzündlichen Mitverursachung gestützt.

Die Teilnehmer wurden in Frühinterventionszentren rekrutiert, 14 im durchschnittlichen Alter von 24 Jahren stellten nach dem Comprehensive assessment of the at risk mental state (CAARMS) eine Gruppe mit ultrahohem Schizophreniebzw. Psychose-Risiko dar. Ergänzend wurden 14 Patienten mit einer diagnostizierten Schizophrenie und 28 gesunde Probanden untersucht. Die Mikroglia-Aktivität in der grauen Substanz (GM) des ZNS wurde mithilfe der Translocator- protein-PET unter Verwendung des Second generation Radioliganden 11C-PBR28 bestimmt.
Die Bindungsrate von 11C-PBR28 in der GM war bei den Patienten mit Schizophrenie gegenüber den Kontrollen deutlich erhöht (Effektstärke nach Cohen's d > 1,7), im Gesamthirn als auch in den Frontal- und Temporallappen. In diesen Regionen war das der PET-Befund der Mikroglia-Aktivierung auch bei den Ultrahoch- Risiko-Personen gegenüber den gematchten Kontrollen deutlich erhöht (Cohen's d: > 1,2). Dies änderte sich auch nach Kontrolle auf die Genotypisierung (Identifizierung von Trägern des Translocator-spezifischen rs6971-Polymorphismus auf dem Gen, das das 18Kd-Translocator- Protein kodiert) nicht.
Die Bindungsrate in der Gesamt-GM war bei den Schizophrenie-Gefährdeten zudem signifikant positiv korreliert mit der Schwere subklinischer psychotischer Symptome nach CAARMS (r: 0,730; p = 0,011), nicht aber mit der Symptomdauer (r: -0,086; p = 0,802). In der Schizophrenie- Gruppe bestand jedoch keine Korrelation mit der Symptomschwere nach PANSS. Ferner fanden sich in keiner der Patientengruppen Zusammenhänge zwischen depressiven Symptomen (nach Beck Depression Inventory, BDI) und den PET-Befunden (r: -0,339; p = 0,506 bzw. r: 0,478; p = 0,162). JL

KOMMENTAR

Die 11C-PBR28-PET-Studie zur Mikroglia-Aktivierung bestätigt bei Schizophrenie-Kranken und -Gefährdeten das Vorliegen einer Neuroinflammation. Andere Studien hatten schon gezeigt, dass bei Risikopersonen und Erkrankten die Konzentrationen proinflammatoricher Zytokine erhöht und mit Volumenreduktionen der grauen Substanz assoziiert sind. In Post-mortem-Studien fand sich da - rüber hinaus bei Schizophrenie-Patienten gegenüber gesunden Kontrollen eine erhöhte Zelldichte der Mikroglia.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Bloomfield PS et al.: Microglial activity in people at ultra high risk of psychosis and in schizophrenia: an [(11)C]PBR28 PET brain imaging study. Am J Psychiatry 2016; 173(1): 44-52

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