Australische Studie belegt:

Neuro-Depesche 6/2016

Arbeitslosigkeit fördert die Depression

Zertifizierte Fortbildung

Wie stark eine – länger anhaltende – Arbeitslosigkeit die Depressivität fördert und welche anderen Faktoren wie z. B. finanzielle Schwierigkeiten und Unterstützung durch Familie und Freunde dazu beitragen, zeigt nun eine australische Langzeituntersuchung auf.

In die Kohortenstudie eingeschlossen wurden Teilnehmer des Personality and Total Health (PATH) Through Life Project, einer repräsentativen Befragung in Canberra und Queanbeyan. 2404 Personen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren wurden über acht Jahre nachbeobachtet. Eine mutmaßliche Depression wurde dabei anhand der Patientenbewertung nach der Goldberg Depression Scale erfasst und mit dem Beschäftigungsstatus abgeglichen. Für die Verbindung der beiden Aspekte wurde die Bedeutung von Selbstwirksamkeit bzw. Könnenserfahrung (nach der Pearlin’s Mastery Scale), finanzieller Schwierigkeiten und der sozialen Unterstützung (mittels fünf Fragen zu Familie und Freunden) detailliert untersucht. Unter den Arbeitslosen waren 20% und unter den Geringbeschäftigten 17% depressiv, unter den Beschäftigten aber nur 9%. Die jeweiligen Odds Ratios betrugen 2,35 bzw. 1,80. Dies war auch nach Kontrolle der Daten auf diverse soziodemographische, ökonomische und psychologische Variablen der Fall (OR: 2,13 bzw. 1,75). Wurden alle Variablen einschließlich des Alters und des Ausmaßes der sozialen Unterstützung einberechnet, blieb noch eine um 59% bzw. 55% erhöhte Depressionswahrscheinlichkeit (OR: 1,59 bzw. 1,55). Für diesen deutlichen Zusammenhang erwiesen sich a) die Selbstwirksamkeit und b) finanzielle Schwierigkeiten der Teilnehmer als wichtige Mediatoren – die starke Assoziation mit der Depression zeigen die entsprechenden OR’s von 5,82 bzw. 2,50. Einen kleineren Einfluss hatte eine geringe soziale Unterstützung durch Familie (OR: 1,32–1,59) und die Freunde (OR: 1,50– 1,92). JL

Kommentar

Die negativen Auswirkungen auf das (psychologische) Wohlbefinden sind vielfach belegt. Für die Effekte auf die psychische Gesundheit ist die Evidenz dagegen noch relativ gering. In dieser australischen Bevölkerungskohorte erwiesen sich Geringbeschäftigung und mehr noch Arbeitslosigkeit als unabhängige und signifikante Prädiktoren einer depressiven Erkrankung. Die Wiedererlangung einer Arbeitsstelle sollte in der Therapie/Rehabiliation depressiver Menschen als ein wichtiges psychosoziales Ziel erachtet werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Crowe L, Butterworth P: The role of financial hardship, mastery and social support in the association between employment status and depression: results from an Australian longitudinal cohort study. BMJ Open 2016; 6(5): e009834 [Epub 27. Mai; doi: 10.1136/bmjopen-2015-009834]

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