Nikotinabhängigkeit und Entzugssymptome

Neuro-Depesche 6/2015

Psychomotorische Unruhe beachten

Zertifizierte Fortbildung

Viele Menschen mit Nikotinabhängigkeit leiden bei Aufhörversuchen unter psychomotorischen Unruhezuständen bis hin zur Agitation. Jetzt wurde in einer kalifornischen Querschnittsstudie untersucht, inwieweit diese Erscheinungen mit wichtigen psychischen Dispositionen der Raucher zusammenhängen.

Untersucht wurde eine Bevölkerungsstichprobe von insgesamt 254 Personen im Alter von durchschnittlich 44 Jahren mit einem Konsum von ≥ 10 Zigaretten/Tag. Alle hatten keinen Behandlungswunsch. Keiner der Studienteilnehmer wies eine komorbide psychiatrische Erkrankung auf. Erfasst wurden psychomotorische Unruhe/ Agitation (pmU/A) mit dem Restlessness and Agitation Questionnaire (RAQ), depressive Symptome mit einem zusammengesetzten depressiven Symptom-Index, Außerdem wurde eine ganze Batterie von Raucher-Fragebögen eingesetzt.
Jeweils 25% des Kollektivs wiesen einen RAQ-Score ≤ 0,36 und ≥ 1,32 auf. pmU/A stand in keiner signifikanten Relation zur Dauer des Rauchens, der täglichen Zigarettenzahl, den Aufhörversuchen, der Schwere der Abhängigkeit oder Alter/Geschlecht.
Nach Adjustierung auf demographische Merkmale und depressive Symptome ergab die Regressionsanalyse, dass die pmU/A-Schwere insbesondere positiv mit der Schwere der Entzugssymptome bei früheren Aufhörversuchen korreliert war (! = 0,18; p < 0,05). Auch mehrere psychische Parameter korrelierten bei Probanden mit pmU/A signifikant, so die zukünftig erwarteten Entzugssymptome (! = 0,19; p < 0,05) sowie die Motivation, durch das Rauchen negative Effekte wie Craving, Stimmungsverschlechterung etc. zu vermeiden (! = 0,14; p < 0,05) und positive Effekte wie Vergnügen und Entspannung zu fördern (! = 0,14; p < 0,05).
Fazit: Im suchttherapeutischen Alltag könnte es sich lohnen, Raucher mit psychomotorischer Unruhe – ein bei vielen psychiatrisch Erkrankten präsentes Phänomen – als eine Subgruppe zu betrachten, bei der besonders Entzugssymptome beachtet und Coping-Fähigkeiten erarbeitet werden sollten. JL


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Wong JA, Leventhal AM: Smoking-related correlates of psychomotor restlessness and agitation in a community sample of daily cigarette smokers. Am J Addict 2015; 24(2): 166-72

ICD-Codes: F17.2

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