Symptomatische intrakranielle Stenose

Neuro-Depesche 5/2015

Stent schneidet dramatisch schlechter ab

Zertifizierte Fortbildung

Eine intrakranielle Stenose gilt als eine der häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall. In der groß geplanten internationalen Studie VISSIT (Vitesse Intracranial Stent Study for Ischemic Stroke Therapy) wurde bei Patienten mit einer symptomatischen intrakraniellen Stenose untersucht, wie erfolgreich ein ballonexpandierbarer Stent für die Schlaganfall- Prophylaxe ist. VISSIT wurde aber vorzeitig beendet.

112 mit Clopidogrel (75 mg/d)/ASS (81–325 mg/d) behandelte Patienten mit einer symptomatischen intrakraniellen Stenose (≥ 70%) der A. carotis, cerebralis medialis, vertebralis oder basilaris und einem Schlaganfall oder einer schweren TIA im jeweiligen Versorgungsgebiet wurden im Verhältnis 1:1 zu einem zusätzlichen intrakranialen ballonexpandierbaren Stent oder keiner Zusatzmaßnahme als Kontrollkondition randomisiert. Nach negativen Resultaten der Stent-Studie SAMMPRIS wurde der Einschluss weiterer Patienten in VISSIT gestoppt und eine Zwischenauswertung vorgenommen.
Der zusammengesetzte primäre 30-Tagesendpunkt zur Sicherheit – Tod, Schlaganfall oder Hirnblutung – trat bei deutlich mehr Patienten der Stent- als der ausschließlich medikamentös behandelten Kontrollgruppe ein (24,1% vs. 9,4%; p = 0,05). Eine intrakraniale Blutung erlitten dabei 8,6% vs. 0% (p = 0,06), davon 5% unmittelbar nach dem Eingriff. Innerhalb von 30 Tagen verstarben drei der 58 Patienten (5,2%), aber keiner in der Kontrollgruppe.
Ein Schlaganfall oder eine schwere TIA im gleichen Gebiet im Jahr nach dem Eingriff (als primärer Einjahres-Endpunkt zur Wirksamkeit) ereignete sich bei den 59 Patienten der Stentgruppe ebenfalls häufiger (36,2% vs. 15,1%; p = 0,02) als bei den 53 Kontrollen; eine Verschlimmerung der Behinderung nach der modifizierten Rankin Scale war ebenfalls häufiger (24,1% vs. 11,3%; p = 0,09). In der Lebensqualität ergab sich im Follow-up nach zwölf Monaten zwischen den Gruppen in keiner der fünf Dimensionen des EuroQol-5D ein signifikanter Unterschied. JL
KOMMENTAR

In allen wichtigen Parametern erwies sich der ballonexpandierbare Stent bei symptomatischer intrakranieller Stenose der alleinigen aggressiven medikamentösen Therapie klar unterlegen, so dass diese Art der Intervention derzeit nicht empfohlen werden kann – und ihre Zukunft ist ungewiss. Das negative Ergebnis wird vielen Faktoren zugeschrieben, u. a. auch dem überraschend guten Abschneiden der Kontrollgruppe.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Zaidat OO et al. für die VISSIT Trial Investigatoren: Effect of a balloon-expandable intracranial stent vs medical therapy on risk of stroke in patients with symptomatic intracranial stenosis: the VISSIT randomized clinical trial. JAMA 2015; 313(12): 1240-8

ICD-Codes: I69.4

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