Kognition bei Schizophrenie

Neuro-Depesche 5/2015

Die Lernfähigkeit scheint erhalten

Zertifizierte Fortbildung

Kognitive Beeinträchtigungen stellen ein zunehmend stärker beachtetes Symptom bei Patienten mit einer Schizophrenie dar. Die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung gilt als ein kognitives Kerndefizit und wird am häufigsten mit Zahlensymboltests untersucht. Ein niederländisch-belgisches Team verglich nun die Leistungen im Symbol-Digit Substitution Test (SDST) zwischen schizophren Erkrankten und Gesunden.

Je 30 antipsychotisch behandelte, stabile Patienten im durchschnittlichen Alter von 36 Jahren, altersentsprechende Gesunde, und gesunde ältere Menschen (durchschnittl. 69 Jahre) unterzogen sich an drei verschiedenen Tagen (Tag 1, 2 und 7) dem SDST. Mit ihm wird vor allem die Zeit gemessen, in der die Probanden Zahlen und Symbole auf Zeit richtig zuordnen („Matching time“). Die Ergebnisse geben u. a. aber auch Aufschluss über a) die Lernfähigkeit, das heißt mehr Treffer in kürzerer Zeit (hier wird unterschieden zwischen einem Kurzzeit-Lerneffekt durch die Wiederholung der gleichen Zahlen-Symbol-Kombinationen innerhalb eines Tests und einem Langzeit-Lerneffekt durch die Wiederholung der Tests über die drei Tage), und b) die Schreibgeschwindigkeit als Maß der sensomotorischen Geschwindigkeit. Im Allgemeinen benötigten die Patienten die längste „Matching time“. Patienten und die Älteren waren der Kontrollgruppe im SDST-Gesamtscore deutlich unterlegen, doch IQ-adjustiert unterschieden sie sich untereinander nicht.
In allen Gruppen kam es zu signifikanten Lerneffekten (p < 0,0001). Zwischen den einzelnen Teilnehmern fielen die Unterschiede in den Kurzzeit-Lerneffekten sehr groß aus, doch im Gruppendurchschnitt unterschieden sich diese nicht signifikant voneinander (p = 0,119). Auch die Langzeit- Lerneffekte waren innerhalb der drei Gruppen in etwa gleich stark. In der Schreibgeschwindigkeit – Patienten schlechter als Ältere schlechter als Kontrollen – zeigten sich dagegen praktisch keine Trainingseffekte.
Die Lernrate und in geringerem Maße die sensomotorische Geschwindigkeit hatten auf die erreichten SDST-Scores tatsächlich einen beträchtlichen Einfluss, dies sollte bei Ergebnisbeurteilung im Einzelfall beachtet werden. JL
KOMMENTAR

Kurz- und längerfristige Lernfortschritte im SDST legen nahe, dass das inzidentelle/implizite Lernen auch bei Patienten mit Schizophrenie relativ gut erhalten bleibt, wenngleich insgesamt auf einem niedrigeren Leistungsniveau als bei Gesunden. Dies könnte als ein positives Moment in die Entwicklung spezifischer kognitiver Rehabilitationsmaßnahmen einfließen. Die hier gefundene große interindividuelle Variabilität in den Ergebnissen lässt eine Testbeurteilung im Hinblick auf die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung im Einzelfall aber eher nicht zu.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Cornelis C et al.: Preserved learning during the symbol-digit substitution test in patients with schizophrenia, age-matched controls, and elderly. Front Psychiatry 2015; 5: 189 [Epub ahead of print 6. Jan.2015; doi: 10.3389/fpsyt.2014.00189]

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