Betablocker nach Myokardinfarkt

Neuro-Depesche 4/2007

Wird die Depressionsrate erhöht?

Betablocker haben im kardiovaskulären Bereich ein breites Indikationsspektrum. Vor allem lipophile Substanzvertreter wie Propanolol können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und möglicherweise Depressionen auslösen. Jedenfalls deuten dies verschiedene Studien an, die aber aufgrund methodischer Probleme nicht als sehr zuverlässig gelten. In einer Studie an prospektiv beobachteten Betablocker-behandelten Patienten mit Myokardinfarkt (MI) wurde nun dieser wichtigen Hypothese sys­tematisch nachgegangen.

In die multizentrische Studie einbezogen waren 1246 stationär aufgenommene Myokardinfarkt-Patienten der Studien DepreMI und MIND-IT, die prospektiv über ein halbes Jahr u. a. mithilfe des Beck Depression Inventory (BDI) und des CIDI nach ICD-10 zu Depressionssymptomen befragt wurden. Untersuchungszeitpunkte waren zu Studienbeginn sowie nach drei, sechs und zwölf Monaten.

Gematcht werden konnten 381 Patienten. Von ihnen nahmen 254 Betablocker ein, 127 blieben ohne diese Medikamente. Metropolol war der am häufigsten verschriebene Wirkstoff (77%). In die Auswertung der beiden Gruppen wurden Alter, Geschlecht, Vorbestehen depressiver Symptome und die linksventrikuläre Funktion einbezogen.

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Fazit
Die vorliegende Studie ist eine der ersten zu dieser Fragestellung, die ausreichend viele Patienten einschloss, prospektiv angelegt war und standardisierte Methoden zur Depressionsdiagnostik einsetzte. Ihre Ergebnisse dürften recht zuverlässig sein. Betablocker gehören zu den weltweit am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Es ist daher beruhigend, dass sie bei Myokardinfarkt-Patienten, die ja ohnehin ein deutlich erhöhtes Depressionsrisiko aufweisen, offenbar keinen fördernden Einfluss auf die Rate depressiver Symp­tome und Erkrankungen haben. Aber: Eine Gefährdung bei hochdosierter und/oder lang andauernder Betablocker-Gabe kann aufgrund der Studienresultate durchaus nicht ausgeschlossen werden.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x