Umwelteinflüsse bei der MS

Neuro-Depesche 4/2015

Welche Faktoren sind wirklich von Bedeutung?

Neben genetischer Prädisposition stehen zahlreiche Umwelteinflüsse wie z. B. eine Epstein- Barr-Virus-Infektion und Vit.-D-Mangel im Verdacht, eine MS zu begünstigen. Welche Faktoren tatsächlich relevant sind, haben Forscher anhand von Metaanalysen und strengen Studien-Auswahlkriterien in einem „Umbrella-Review“ untersucht.

Gepoolt ausgewertet wurden 44 Metaanalysen (bis 22. Nov. 2014) von insgesamt 416 Beobachtungsstudien zu Impfungen und Infektionen (20/44 Studien), Epstein-Barr-Virus (EBV)- Seropositivität (7/44 Studien) sowie zu Komorbiditäten, Operationen, Traumata und Unfällen, Umweltagenzien, biochemischen, infektiösen und muskuloskelettalen Markern.
Für die Studien galten strenge Kriterien, z. B. große Fallzahl, geringe Heterogenität (I2 < 50%), 95%-KI ohne Streifen der Null-Grenze, etc.
Von den 44 Studien hatten 23 p-Werte von < 0,05 ergeben, weitere elf (drei davon mit mehr als 1000 Fällen) erzielten p-Werte < 0,001. Signifikante MS-Risikomarker waren IgG-Serumpositivität für das EBV-Antigen (anti-EBNA-IgG; Odds Ratio: 4,46) mit 3511 Fällen und infektiöse Mononukleose (OR: 2,17) mit 19 519 Fällen sowie Rauchen (OR: 1,52) mit 3052 Fällen. Die Studien-Heterogenität (I2) war mit 43% für anti-EBNA-IgG bzw. je 0% für infektiöse Mononukleose bzw. Rauchen gering.
Für die immer wieder diskutierten Zusammenhänge zwischen Impfungen bzw. einem Vit.-D-Mangel und einer MS-Entstehung ergab sich mit den sehr strengen Studienauswahl-Kriterien interessanterweise keine Evidenz. NW
KOMMENTAR

Neben dem Rauchen erwies sich eine EBV-Infektion (infektiöse Mononukleose bzw. IgG-Seropositivität) erneut als ein MS-Risikofaktor. Aktuell laufen einige Phase-III- und - IV-Studien zur EBV-Vakzination; ein möglicher Einfluss auf die MS wird allerdings erst in einigen Jahren erkennbar sein.

Quelle:

Belbasis L et al.: Environmental risk factors and multiple sclerosis: an umbrella review of systematic reviews and meta-analyses. Lancet Neurol 2015; 14(3): 263-73

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