Querschnittsstudie bei Patienten mit Schizophrenie

Neuro-Depesche 4/2017

Was erhöht die Lebensqualität, und was verringert sie?

Zertifizierte Fortbildung

In einer Querschnittsstudie untersuchten tschechische und slowakische Psychiater bei Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis die Lebensqualität in Abhängigkeit von klinischen und demographischen Variablen. Sie stellten fest, dass Persönlichkeitsmerkmale, Wahrnehmung und Verhaltensprobleme wichtig sind.

Die 52 ambulant behandelten Männer und Frauen wurden umfangreich untersucht. Zum Einsatz kamen das Mini International Neuropsychiatric Interview (MINI) sowie diverse psychologische Skalen. Die Lebensqualität wurde mit dem Quality of Life Satisfaction and Enjoyment Questionnaire (Q-LES-Q) bestimmt.
Einen signifikant besseren Q-LES-Q-Summenwert wiesen jene Patienten auf, die in Beschäftigung standen (n = 26; 300,90 vs. 244,20; p < 0,001), mehr Hoffnung hatten (nach der Adult Dispositional Hope Scale, ADHS) sowie sich selbstbestimmter verhielten (nach dem Temperament and Character Inventory – Revised, TCI-R) und eine bessere Adhärenz mit der Medikation (nach dem Drug Attitude Inventory 10, DAI-10) zeigten.
Umgekehrt war die Lebensqualität bei Patienten mit folgenden Merkmalen deutlich geringer: höhere Zahl psychiatrischer Klinikaufenthalte, längere Erkrankungsdauer, größere Krankheitsschwere (nach der Skala Clinical Global Impression – Severity, CGI-S) und höhere Antipsychotika-Dosen (Antipsychotika-Index) auf der einen sowie ausgeprägtere Symptome der Depression (nach dem Beck Depression Inventory-II, BDI-II) und der Angst (Beck Anxiety Inventory, BAI) bzw. der sozialen Angst (nach der Liebowitz Social Anxiety Scale - Self-report, LSAS) auf der anderen Seite. Eine niedrigere Lebensqualität fand sich außerdem bei stärkerem Vermeidungsverhalten (Item der TCI-R) und stärkerer Selbststigmatisierung (nach dem Internalized Stigma of Mental Illness, ISMI).
Als wichtigste Einzelfaktoren für die Lebensqualität ergab die schrittweise Regressionsanalyse Beschäftigungsstatus, Depressivität (BDIII), Haltung gegenüber der Einnahme der Medikamente (DAI-10), soziale Angst (LSAS) und Antipsychotika-Index sowie Vermeidungsverhalten und Selbstbestimmung. JL
Kommentar

Krankheitsschwere, komorbide depressive/ Angstsymptome, Antipsychotikum-Dosis und andere klinische Faktoren können die Lebensqualität von Schizophrenie-Patienten beeinflussen. Diese Studie zeigt, dass auch die Berücksichtigung individueller Persönlichkeitsmerkmale und Wahrnehmungsphänomene wie Selbststigmatisierung und die Einstellung gegenüber der Medikation hilfreich sein können, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Vrbova K et al.: Quality of life, self-stigma, and hope in schizophrenia spectrum disorders: a cross-sectional study. Neuropsychiatr Dis Treat 2017; 13: 567-76

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