USA und Kuba

Neuro-Depesche 12/2016

Von Feindschaft zu Partnerschaft – jedenfalls in Gesundheitsfragen

Wie könnte sich die Annäherung der USA an Kuba auf die Zusammenarbeit in Gesundheitsfragen auswirken? Dazu nimmt ein US-Arzt der 1997 gegründeten Non-profit-Organisation Medical Education Cooperation with Cuba (MEDICC) Stellung.

Im Juni 2016 haben das U.S. Department of Health and Human Services (HHS) und das kubanische Ministerium für Öffentliche Gesundheit eine Schirmvereinbarung unterzeichnet, nach der die Gesundheit ein Eckpunkt der neuen Ära der Kooperation der beiden Länder sein soll. Dieses Memorandum of Understanding (MOU) betrifft ein breites Spektrum an Themen. U. a. soll die bilaterale Zusammenarbeit der Prävention und Kontrolle von Krankheiten wie Zika und Krebs sowie dem Austausch von neuen Informationstechnologien dienen. Der Autor hebt hervor, dass Kuba trotz seiner begrenzten Ressourcen (sprich Armut) eine effektive präventionsbasierte Primärversorgung etabliert hat, und dass auch die Sekundär- und Tertiärversorgung allen Einwohnern zugänglich ist. Bestimmte Indikatoren der öffentlichen Gesundheit fallen in Kuba sogar vorteilhafter aus als in den USA, z. B. ist die Ungleichheit zwischen Stadt und Land geringer. So können die Nordamerikaner von den kubanischen Erfahrungen in der Organisation der Errichtung gemeindebasierter Gesundheitsprogramme sowie in Ausbildung und Einsatz medizinischen Personals profitieren. Bedingt durch das US-Embargo (s. Textkasten) hat Kuba erfolgreich in die Biotechnologie inves - tiert, so der Autor. Kubanische Forscher haben neue Therapien (z. B. Heberprot-P, das die diabetesbedingte Fußamputationsrate um 70% reduzieren kann), Impfstoffe (z. B. CIMAvax, das das Leben von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungen-Ca verlängern und verbessern kann) und medizinische Geräte entwickelt, an denen auch US-Biotech-Unternehmen Interesse zeigen. Doch noch bestehen für kubanische Medikamente außerordentlich hohe behördliche Hürden, in den Zulassungsprozess der FDA einzutreten. Die gleichen Embargo-Bestimmungen begrenzen natürlich auch die Möglichkeit von USForschern, auf Kuba Studien durchzuführen. Nur wenige US-Studenten dürfen an der renommierten Latin American Medical School (ELAM) in Havanna studieren, die bevorzugt Ärzte aus unterversorgten Gebieten aufnimmt. Der Autor plädiert für eine Zusammenarbeit, die den Bevölkerungen beider Länder nutzen kann. JL

Kommentar

Die Umsetzung der MOU-Vereinbarungen wird stark beeinträchtigt durch das seit 60 Jahren bestehende US-Embargo gegenüber Kuba, das auch Medikamente und medizinische Geräte einschließt. Trotz der von Noch-Präsident Barack Obama in Gang gesetzten Öffnung ist das Embargo noch in Kraft, denn nur der US-Kongress kann es formell beenden – was seit der Wahl von Donald Trump allerdings immer unwahrscheinlicher wird. Veröffentlicht wurde der optimistische Beitrag am 20. Okt. 2016, also knapp 3 Wochen vor der Wahl Trumps.

Quelle:

Keck CW: The United States and Cuba – turning enemies into partners for health. N Engl J Med 2016; 375(16): 1507-09

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