Antidepressive Behandlung

Neuro-Depesche 6/2009

Sind nun TZA oder SSRI wirksamer?

Fast jeder zweite Parkinson-Kranke leidet unter einer Depression; evidenzbasierte Erkenntnisse zur klinischen Versorgung der Betroffenen sind bislang jedoch spärlich. Nun wurde bei diesen Patienten das Ansprechen auf ein trizyklisches (TZA) und ein SSRI-Antidepressivum verglichen. Mit teils erstaunlichen Ergebnissen...

Im Rahmen einer randomisierten Studie erhielten 52 depressive Parkinson-Patienten das TZA Nortriptylin, retardiertes Paroxetin CR oder aber Plazebo. Primärer Outcome-Parameter waren die Veränderungen der Hamilton Depression Rating Skala (HAM-D) und die Responderrate nach der achtwöchigen Therapie.

Gegenüber Plazebo ergab sich unter Nortriptylin, erstaunlicherweise aber nicht unter Paroxetin CR, eine signifikant stärkere antidepressive Wirkung nach HAM-D (p < 0,002). Der direkte Vergleich der beiden Antidepressiva ergab zumindest eine tendenzielle Überlegenheit des TZA (p < 0,079). Die Ansprechraten betrugen 53% unter Nortriptylin, unter Paroxetin aber nur 11%, also weniger als unter Plazebo mit 24%. Die Effektgröße des TZA war mit 1,2 sehr groß, die Number Needet to Treat hatte mit 3,5 einen hervorragenden Wert.

Auch eine Reihe weiterer Parameter wie Schlafqualität, Ängstlichkeit und soziales Funktionieren verbesserten sich unter Nortriptylin gegenüber Plazebo. Unter Paroxetin CR war dies ebenfalls nicht der Fall. Beide Medikationen wurden von den Patienten insgesamt recht gut vertragen.

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Fazit
?! Trotz der relativ geringen Teilnehmerzahl stellt diese Untersuchung die bislang größte randomisierte, plazebo- und aktiv kontrollierte Doppelblindstudie an depressiven Parkinson-Kranken dar. SSRI werden zur Therapie der Parkinson-Depression in der Regel den TZA vorgezogen. Dass der antidepressive Effekt von Nortriptylin und die Responderrate Paroxetin hier so deutlich überlegen waren, wurde nicht erwartet. Anzumerken ist, dass Nortriptylin wegen Verlängerung der Überleitungszeiten des Herzens mit Vorsicht einzusetzen ist. Mit großem Interesse werden nun Studien zu den beiden dual wirkenden Antidepressiva Venlafaxin und Duloxetin erwartet.

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