Entzündliche kortikale Demyelinisierung

Neuro-Depesche 3/2012

Schäden schon in frühen MS-Stadien

Unter Leitung von Neurologen der Mayo Clinic in Rochester untersuchte ein internationales Forscherteam anhand von Hirngewebsbiopsien, inwieweit schon in frühen Krankheitsstadien MS-typische Entzündungsprozesse zur Schädigung der grauen Substanz beitragen.

D ie MS wurde lange als Erkrankung der weißen Substanz aufgefasst, doch kortikale Läsionen haben sich als ein wichtiger Faktor für die Pathogenese erwiesen, die mit der Krankheitsprogression und vor allem mit kognitiven Beeinträchtigungen der Patienten verknüpft scheinen. In der Vergangenheit wurden die kortikalen Schäden zumeist anhand von Autopsie-Studien an langjährig erkrankten Patienten mit chronisch progressiven MS-Formen untersucht. Diese Läsionen sind überwiegend nicht-entzündlicher Art. Da kortikale Schäden MRT-Befunden zufolge aber schon früh im Verlauf auftreten können, wurde nun in einer Biopsie-Studie untersucht, in welchem Ausmaß entzündliche Läsionen der Rindenbereiche vorhanden sind und ob sie mit klinischen MS-Zeichen korrelieren.

Die zumeist stereotaktisch gewonnenen Biopsien waren im Rahmen einer Tumorsuche bei 138 MS-Patienten gewonnen worden. Sie wurden immunhistochemisch und feingeweblich auf die Demyelinisierung und entzündliche Infiltrate in den Läsionen und den angrenzenden Hirnhautabschnitten untersucht. Die mediane Follow-up-Dauer betrug 3,5 Jahre, an deren Ende bei 77 Patienten die Diagnose MS gestellt bzw. überprüft wurde.

Eine kortikale Demyelinisierung fand sich bei 53 Patienten (38%) und betraf 104 Läsionen und 222 Gewebeblöcke. Die übrigen 85 Patienten (121 Gewebeblöcke) waren frei davon. 25 der betroffenen Patienten, also 81% der 31 langzeituntersuchten Teilnehmer, wiesen eine klinisch sichere MS auf, aber nur 33 Patienten ohne kortikale Demyelinisierung, d.h. 72% der 46 Langzeituntersuchten erhielten die MS-Diagnose.

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Fazit
?! Bei dieser Gruppe von MS-Patienten in frühen Krankheitsstadien lagen schon bei etwa 40% kortikale demyelinisierten Läsionen vor, die eng mit entzündlichen Gewebereaktionen (auch der benachbarten Meningen) korreliert waren und oft die klassischen Infiltrationszeichen aufwiesen. Die Ergebnisse dieser von der National Multiple Sclerosis Society und den National Institutes of Health geförderte Studie sprechen nicht zuletzt für eine früh zu beginnende anti-inflammatorische MS-Therapie.

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