Da eine iktale epileptische Aktivität in den mesialen Temporalstrukturen über Beeinflussung hypothalamischer Faktoren die hypophysäre Prolaktin-Freisetzung akut verändern kann, wurden Prolaktin-Assays in der Diagnostik erforscht. Methodisch gute Studien zu ihrem Einsatz bei verschiedenen Anfallsformen wurden nun einer Evidenz-basierten gepoolten Analyse unterzogen.
In den meisten Studien als pathologisch definiert wurde ein mindestens um das Zweifache gegenüber dem Ausgangswert erhöhter Prolaktin-Serumwert. In einer Klasse I- und sieben Klasse II-Studien zur Unterscheidung epileptischer von psychogenen Anfällen bei Erwachsenen und älteren Kindern hatten gestiegene Prolaktin-Werte einen hohen prädiktiven Wert für generalisierte tonisch-klonische oder komplexe partielle Anfälle. Nicht erhöhte Werte schließen einen epileptischen Anfall allerdings nicht aus. In den gepoolten Analysen war die Sensitivität für tonisch-klonische Anfälle höher als für komplexe partielle Anfälle (60,0% bzw. 56,1%), die Spezifität dagegen für beide Formen gleich (etwa 96%). Die Validität der Prolaktin-Bestimmung bei einfachen partiellen Anfällen konnte wegen unzureichender Daten nicht bestimmt werden. Darüber hinaus ergaben zwei Klasse II-Studien übereinstimmend eine Prolaktin-Erhöhung nach experimenteller Induktion von Synkopen.
Folgende Evidenz-basierten Empfehlungen wurden von der AAN formuliert:
• Innerhalb von 10 bis 20 Minuten nach einem Epilepsie-verdächtigen Anfall festgestellte erhöhte Prolaktin-Werte können nützliche Zusatzinformationen für die Differenzialdiagnose liefern. Dies betrifft die Abgrenzung generalisierter tonisch-klonischer und komplexer partieller Anfällen von psychogenen, nicht-epileptischen Anfällen (Evidenzlevel B).
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