Detaillierter Einblick bei Parkinson-Patienten

Neuro-Depesche 4/2015

Parasomien, RBD und andere Schlafprobleme

Zertifizierte Fortbildung

Schlafstörungen gehören zu den häufigen nicht-motorischen Symptomen eines Morbus Parkinson, die sich im Verlauf der Erkrankung – teils aufgrund zunehmender akinetischer Phasen in der Nacht – verstärken. Finnische Neurologen befragten nun direkt mehrere Hundert Parkinson-Patienten detailliert nach Parasomnien und anderen Schlafproblemen.

Sie erarbeiteten einen Fragebogen mit 207 Fragen (u. a. aus dem Basic Nordic Sleep Questionnaire, BSNQ) und verschickten diesen an 1447 zufällig ausgewählte Mitglieder der finnischen Parkinson Association im Alter zwischen 43 und 89 Jahren (53% Männer), die sich in verschiedenen Parkinson- Stadien befanden. 661 Bögen konnten ausgewertet werden.
Es fand sich ein sehr hoher Anteil von 39,0% der Befragten, die mit einer Punktzahl ≥ 6 im REM Sleep Behavior Disorder Questionnaire (RBDSQ) unter einer Verhaltensstörung im REM-Schlaf (RBD) litten. Die Prävalenz anderer Parasomnien (Häufigkeit ≥ 1/Woche) war deutlich niedriger, aber immer noch hoch: So lagen Albträume bei 17,2% der Patienten vor, nächtliche Schreckerlebnisse bei 3,9%, Schlafwandeln bei 1,8% und Enuresis bei 21,0%. Unter schlafassoziierten Halluzinationen litt ein unerwartet hoher Anteil von 15,3%.
An „isolierten Schlafsymptomen“ nach ICDS- 3 (ebenfalls ≥ 1/Woche) wurde von den Befragten mit 28,8% am häufigsten nächtliches Schwitzen genannt, Sprechen im Schlaf von 21,7% und Bruxismus von 4,7%. „Andere“ schlafassozierte Beschwerden waren chronische Insomnie (32,5%), ausgeprägte Tagesmüdigkeit (30,6%), ein RLS (5,6%) und eine obstruktive Schafapnoe (13,6%).
Patienten mit einer RBD litten zu 86,4% unter mindestens einer anderen Parasomnie. Ein RBD stand der adjustierten Regressionsanalyse zufolge in deutlicher Relation zu männlichem Geschlecht (Odds Ratio: 1,9), wöchentlichen Albträumen (OR: 12,5), Sprechen im Schlaf (OR: 11,6), Halluzinationen (OR: 5,1) und einem RLS (OR 4,7). JL
KOMMENTAR

Schlafstörungen und Symptome fanden sich in dieser Befragung von Parkinson-Patienten sehr häufig. Die unter klinischen Aspekten wichtigste Erkenntnis dieser Studie ist, dass bestimmte Parasomnien und/oder isolierte Schlafsymptome auf das Vorliegen einer RBD hinweisen. Dies sollte bei Verdachtsmomenten diagnostisch abgeklärt werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Ylikoski A et al.: Parasomnias and isolated sleep symptoms in Parkinson's disease: a questionnaire study on 661 patients. J Neurol Sci 2014; 346(1-2): 204-8

ICD-Codes: G20

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