a-Synucleinopathien

Neuro-Depesche 5-6/2017

Neuropathologie beeinflusst Demenz- Entstehung und das Überleben

Zertifizierte Fortbildung

Die strukturellen Veränderungen bei den großen neurodegenerativen Erkrankungen wie den verschiedenen Demenzformen und Parkinson-Syndromen werden im Hinblick auf die Pathogenese und ihren Nutzen als Biomarker intensiv beforscht. Eine US-Arbeitsgruppe befasste sich jetzt mit den Einflüssen verschiedener histopathologischer Befunde auf die Genese von a-Synucleinopathien und den klinischen Verlauf. Sie fanden u. a. Korrelation mit dem Überleben der Patienten.

Unter den Synucleinopathien Morbus Parkinson und Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB) gibt es große Unterschiede im klinischen Verlauf. Retrospektiv ausgewertet wurde nun eine US-Kohorte von Patienten mit einer Lewy- Körperchen-Erkrankung und Autopsie-bestätigter a-Synucleinopathie. Neben genetischen Merkmalen wurden in kortikalen Hirnregionen die Last an a-Synuclein- Einschlusskörpern und an Alzheimer-typischen neuritischen Amyloid-ß-Plaques und (aus pathologischem tau-Protein bestehenden) Neurofibrillen bestimmt, wie sie den neuropathologischen Kriterien der US National Institute on Aging-Alzheimer‘ s Association entsprechen.
Unter 213 Patienten, die die Einschlusskriterien erfüllten, konnten 49 (23%) ohne eine und 56 (26%) mit einer gering ausgeprägten komorbiden Alzheimer-Pathologie identifiziert werden. Bei 45 (21%) war diese mittelschwer und bei 63 (30%) hochgradig. Mit deren gradueller Zunahme stiegen die a-Synuclein-Konzentrationen signifikant an (p < 0,0001). Auf klinischer Ebene verlängerte sich mit Zunahme der Alzheimer-Pathologie das Intervall zwischen dem Beginn der motorischen und der Demenzsymptome (Motor-Demenz-Intervall [MDI]: je p < 0,0001) und verkürzte die Überlebenszeit. Dabei waren die Scores für a-Synuclein, neuritische Plaques und Neurofibrillen eng miteinander sowie jeweils mit dem MDI und dem Überleben korreliert (p < 0,0001).
Eine Multivarianzanalyse mit Geschlecht, Alter zum Todeszeitpunkt, zerebrovaskuläre Krankheiten, MAPT-Haplotyp und APOE-Genotyp sowie neuritischen Plaques und a-Synuclein- Scores als Kovariablen bestätigte die Zusammenhänge: Danach bestand eine unabhängige negative Assoziation zwischen dem Score für die zerebrale Neurofibrillen und dem MDI (b: -4,0; p < 0,0001; r2: 0,22, p < 0,0001). Darüber hinaus ergab sich auch eine signifikante Korrelation mit dem Überleben der Patienten (a: -2,0; p = 0,003; r2: 0,15, p < 0,0001). JL
Kommentar

Eine komorbide Alzheimer-Pathologie in Form von neuritischen Ab-Plaques und Neurofibrillen ist bei Patienten mit Synucleinopathien häufig und verschlechtert „dosisabhängig“ die Prognose. Neben der a-Synuclein- Pathologie sind zerebrale Neurofibrillen die stärksten neuropathologischen Prädiktoren für ein schnelleres Auftreten der Demenzsymptome und ein kürzeres Überleben der Patienten. Als mögliche Biomarker sollten sie in künftigen Studien nach Möglichkeit erfasst werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Irwin DJ et al.: Neuropathological and genetic correlates of survival and dementia onset in synucleinopathies: a retrospective analysis. Lancet Neurol 2017; 16(1): 55-65

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