74. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Aachen, 19. bis 23. September 2001

Neuro-Depesche 12/2001

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und kontroverse Diskussionen

Die Beteiligung des Inselkortex, rechtsseitiger Infarkt, ein initial erhöhter Katecholaminspiegel (Noradrenalin über 300 pg/ml) und nächtlicher pathologischer Blutdruckanstieg sind bei Patienten mit akutem Hirninfarkt unabhängige prognostische Faktoren für ein ungünstiges Therapieergebnis (Barthel-Index) nach einem Jahr. Dies zeigte eine prospektive Studie an 112 Patienten mit erstmaligem akuten ischämischem Hirninfarkt. Ferner ergab die Cox-Regressionsanalyse bei Patienten mit initial erhöhten Serumnoradrenalinspiegeln mit einer Hazard Ratio von 2,9 eine Zunahme der Inzidenz erneuter kardio- und zerebrovaskulärer Ereignisse. (Sander et al. München, Chemnitz) In der Unterscheidung eines idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS) von anderen Bewegungsstörungen mit einem Parkinson-Syndrom (Parkinson-plus-Symptomatik = P+) wie kortikobasale Degeneration, Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom, Multisystematrophie ist die Untersuchung der Inhibition mittels Transkranieller Magnetstimulation (TMS) offenbar sensitiver als die MRT-Morphometrie. Dieses Ergebnis zeigte eine Studie, in der mittels Bestimmung der kontralateralen und "transcallosal Silent Period" (cSP und tSP) nach TMS je neun Patienten auf mögliche funktionelle Korrelate von kortikalen und das Corpus callosum betreffenden Veränderungen untersucht wurden. Insbesondere bei der tSP ergaben sich Unterschiede: Mit einer Ausnahme wiesen alle Patienten mit P+ für wenigstens eine Hemisphäre einen pathologischen Befund auf, aber keiner der IPS-Patienten. (Wolters et al. Rostock) Neben autoreaktiven T- und B-Zellen spielen bei der MS wohl auch Autoantikörper gegen verschiedene Zellbestandteile eine Rolle. Mittels Immunfluoreszenztests wurden Antikörper gegen Myelin, MAG, ANA, ANCA und nDNS in Serum und Liquor von 56 MS-Patienten, 15 mit bakterieller (BM) und 17 mit viraler Meningitis (VM) sowie 58 Patienten mit nicht entzündlichen neurologischen Erkrankungen (OND) bestimmt. Mit Anteilen von 17,6 bis 45 % (Serum) und 7,1% bis 16,7 % (Liquor) waren Antikörper bei den entzündlichen Erkrankungen einschließlich der MS deutlich häufiger als bei den OND (Serum: 8,6 %, Liquor: 4,1 %). Bei der Abgleichung mit den MRT-Befunden lagen bei ANA-positiven MS-Patienten tendenziell mehr MS-Läsionen in Rückenmark und Balken vor. (Kraus et al., Gießen, Groß-Grönau) Erstmals ist es gelungen, bei Patienten mit neuropathiebedingten Schmerzen eine pathologische Kopplung von physiologischer Aktivität sympathischer Efferenzen und nozizeptiver Afferenzen zu zeigen: Bei 13 Patienten mit offensichtlich sympathisch unterhaltenen neuropathischen Schmerzen nahm sowohl die Intensität des Spontanschmerzes als auch das Ausmaß der mechanischen Allodynie bei mittels kontrollierter Thermoregulation erzielter Steigerung der sympathisch geregelten Aktivität der Hautvasokonstriktorneurone eindeutig zu. In den sechs Fällen, die als sympathisch unabhängiger Schmerz klassifiziert wurden, fand sich eine derartige sympathisch-afferente Interaktion nicht. Dieses Phänomen erklärt u. a. die bei einem Teil der Patienten erzielbare signifikante Schmerzreduktion durch Blockaden des sympathischen Nervensystems. (Schattschneider et al., Kiel) In einer ersten Studie wurden Wertigkeit von Epworth Sleepiness Scale (ESS), MS Functional Composit (MSFC) und Fahrsimulatorleistungen verglichen. Untersucht wurden bisher 26 MS-Patienten und 10 gesunde Freiwillige. Bei großen interindividuellen Streuungen ergab die ESS Tendenzen zu vermehrter Müdigkeit. Subjektiv wurde die Fahrleistung als wenig eingeschränkt bewertet. Im Fahrsimulator war die Absolutzahl der Unfälle im Vergleich zu Probanden erhöht (p < 0,001). Es fanden sich vermehrte Aufmerksamkeitsfehler (p < 0,01). Bei fehlender Korrelation zu ESS und EDSS zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen Gesamtscore des MSFC und Unfallzahl sowie Aufmerksamkeitsfehlern. Die Patienten wiesen eine deutlich eingeschränkte Leistung im Fahrsimulator auf, so dass hier u. U. insbesondere nach akuten Schüben auch entsprechende Empfehlungen gegeben werden sollten. Die Korrelation mit den Ergebnissen des MSFC bestätigt dessen Wertigkeit in der Einschätzung funktioneller Defizite. (Kotterba et al., Bochum)

Die Beteiligung des Inselkortex, rechtsseitiger Infarkt, ein initial erhöhter Katecholaminspiegel (Noradrenalin über 300 pg/ml) und nächtlicher pathologischer Blutdruckanstieg sind bei Patienten mit akutem Hirninfarkt unabhängige prognostische Faktoren für ein ungünstiges Therapieergebnis (Barthel-Index) nach einem Jahr. Dies zeigte eine prospektive Studie an 112 Patienten mit erstmaligem akuten ischämischem Hirninfarkt. Ferner ergab die Cox-Regressionsanalyse bei Patienten mit initial erhöhten Serumnoradrenalinspiegeln mit einer Hazard Ratio von 2,9 eine Zunahme der Inzidenz erneuter kardio- und zerebrovaskulärer Ereignisse. (Sander et al. München, Chemnitz) In der Unterscheidung eines idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS) von anderen Bewegungsstörungen mit einem Parkinson-Syndrom (Parkinson-plus-Symptomatik = P+) wie kortikobasale Degeneration, Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom, Multisystematrophie ist die Untersuchung der Inhibition mittels Transkranieller Magnetstimulation (TMS) offenbar sensitiver als die MRT-Morphometrie. Dieses Ergebnis zeigte eine Studie, in der mittels Bestimmung der kontralateralen und "transcallosal Silent Period" (cSP und tSP) nach TMS je neun Patienten auf mögliche funktionelle Korrelate von kortikalen und das Corpus callosum betreffenden Veränderungen untersucht wurden. Insbesondere bei der tSP ergaben sich Unterschiede: Mit einer Ausnahme wiesen alle Patienten mit P+ für wenigstens eine Hemisphäre einen pathologischen Befund auf, aber keiner der IPS-Patienten. (Wolters et al. Rostock) Neben autoreaktiven T- und B-Zellen spielen bei der MS wohl auch Autoantikörper gegen verschiedene Zellbestandteile eine Rolle. Mittels Immunfluoreszenztests wurden Antikörper gegen Myelin, MAG, ANA, ANCA und nDNS in Serum und Liquor von 56 MS-Patienten, 15 mit bakterieller (BM) und 17 mit viraler Meningitis (VM) sowie 58 Patienten mit nicht entzündlichen neurologischen Erkrankungen (OND) bestimmt. Mit Anteilen von 17,6 bis 45 % (Serum) und 7,1% bis 16,7 % (Liquor) waren Antikörper bei den entzündlichen Erkrankungen einschließlich der MS deutlich häufiger als bei den OND (Serum: 8,6 %, Liquor: 4,1 %). Bei der Abgleichung mit den MRT-Befunden lagen bei ANA-positiven MS-Patienten tendenziell mehr MS-Läsionen in Rückenmark und Balken vor. (Kraus et al., Gießen, Groß-Grönau) Erstmals ist es gelungen, bei Patienten mit neuropathiebedingten Schmerzen eine pathologische Kopplung von physiologischer Aktivität sympathischer Efferenzen und nozizeptiver Afferenzen zu zeigen: Bei 13 Patienten mit offensichtlich sympathisch unterhaltenen neuropathischen Schmerzen nahm sowohl die Intensität des Spontanschmerzes als auch das Ausmaß der mechanischen Allodynie bei mittels kontrollierter Thermoregulation erzielter Steigerung der sympathisch geregelten Aktivität der Hautvasokonstriktorneurone eindeutig zu. In den sechs Fällen, die als sympathisch unabhängiger Schmerz klassifiziert wurden, fand sich eine derartige sympathisch-afferente Interaktion nicht. Dieses Phänomen erklärt u. a. die bei einem Teil der Patienten erzielbare signifikante Schmerzreduktion durch Blockaden des sympathischen Nervensystems. (Schattschneider et al., Kiel) In einer ersten Studie wurden Wertigkeit von Epworth Sleepiness Scale (ESS), MS Functional Composit (MSFC) und Fahrsimulatorleistungen verglichen. Untersucht wurden bisher 26 MS-Patienten und 10 gesunde Freiwillige. Bei großen interindividuellen Streuungen ergab die ESS Tendenzen zu vermehrter Müdigkeit. Subjektiv wurde die Fahrleistung als wenig eingeschränkt bewertet. Im Fahrsimulator war die Absolutzahl der Unfälle im Vergleich zu Probanden erhöht (p < 0,001). Es fanden sich vermehrte Aufmerksamkeitsfehler (p < 0,01). Bei fehlender Korrelation zu ESS und EDSS zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen Gesamtscore des MSFC und Unfallzahl sowie Aufmerksamkeitsfehlern. Die Patienten wiesen eine deutlich eingeschränkte Leistung im Fahrsimulator auf, so dass hier u. U. insbesondere nach akuten Schüben auch entsprechende Empfehlungen gegeben werden sollten. Die Korrelation mit den Ergebnissen des MSFC bestätigt dessen Wertigkeit in der Einschätzung funktioneller Defizite. (Kotterba et al., Bochum)

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