Spezifische REHA bei Schlaganfall-Patienten

Neuro-Depesche 5/2016

Neben der Mobilität auch Kognition und Hirnaktivierung gebessert

Zertifizierte Fortbildung

In einer explorativen Bildgebungsstudie wurde geprüft, welchen klinischen Nutzen ein spezifisches Rehabilitationstraining bei Schlaganfall-Patienten hat. Die zugleich zur Besserung der Mobilität festgestellte Besserung der kognitiven Fähigkeiten ging der funktionellen MRT zufolge mit günstigen Veränderungen der Hirnaktivität einher.

Die acht Patienten im Alter von 73,3 (± 4,4) Jahren litten nach einem vor durchschnittlich 3,7 Jahren aufgetretenen lakunären Schlaganfall unter einer anhaltenden Beinparese mit Gangstörung. Sie unterzogen sich über fünf Wochen dreimal wöchentlich einem bis zu anderthalbstündigen Training von Mobilität, Ausdauer und Koordination. Vor und nach der Intervention erfolgte neben der Prüfung der Gangstörung eine neuropsychologische Testung (6 Tests) und eine fMRT (3 Tesla). 16 etwa altersentsprechende Gesunde ohne Intervention dienten als Kontrollen.
Nach dem Training hatten sich die Patienten in der Mobilität verbessert: signifikant nach dem De Morton Mobility Index [Demmi] (p = 0,02) und tendenziell nach den Tinetti-Skalen (p = 0,07). Zudem ergaben sich gewisse signifikante kognitive Verbesserungen, so in mnestischen Funktionen wie dem logischen Gedächtnis (nach der Wechsler Memory Scale-Logical Memory) und dem verzögerten Erinnern (nach der Wechsler Memory Scale-Logical Memory delayed recall) (je p < 0,05). Gehgeschwindigkeit, Depressivität, andere Kognitionsparameter und die Lebensqualität hatten sich nicht oder nicht signifikant verändert.
Die Patienten zeigten nach den fünf Wochen eine deutlich erhöhte Aktivierung in mehreren Regionen, darunter im rechten Gyrus präzentralis, im rechten und linken Gyrus frontalis superior und im rechten Frontallappen. Zu Baseline hatten die Patienten gegenüber den Kontrollen stärkere Aktivitäten in der kontraläsionalen Hemisphäre aufgewiesen, so im Gyrus postzentralis, im parietalen Operculum, im Gyrus temporalis superior und im linken Cerebellum, sowie eine verringerte Aktivität ipsiläsional im Gyrus präzentralis und supplementären motorischen Areal (SMA). Nach dem Training waren all diese Unterschiede nicht mehr feststellbar. JL
Kommentar

Diese kleine Studie bestätigt Erkenntnisse, nach denen ein Training von Motorik und Gleichgewicht die bei Patienten mit lakunären Schlaganfällen oft bestehenden Mobilitätseinschränkungen und kognitiven Defizite auch noch in der chronischen Phase (und bei höherem Alter) bessern kann. Den fMRT-Befunden zufolge scheint dies auf einer teilweisen Normalisierung der Aktivierungsmuster motorischer Netzwerke zu beruhen und auf eine erhaltene neuronale Plastizität hinzudeuten. Größere Studien sollten dies überprüfen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Landsmann B et al.: An exploratory intervention study suggests clinical benefits of training in chronic stroke to be paralleled by changes in brain activity using repeated fMRI. Clin Interv Aging. 2016; 11: 97- 103

ICD-Codes: I64

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