Metaanalyse zur Schizophrenie-Behandlung

Neuro-Depesche 4/2017

Mit zweitem Antipsychotikum augmentieren?

Die Metaanalyse eines internationalen Forscherteams widmete sich der Frage nach der Evidenz für eine Augmentation der antipsychotischen Therapie schizophren erkrankter Menschen mit einem zweiten Antipsychotikum. Gegenüber einer Monotherapie ergaben sich zumeist keinerlei Vorteile, eine Substanz ausgenommen...

Reagieren schizophren erkrankte Patienten nicht adäquat auf eine Antipsychotika-Monotherapie, kann zur Augmentation eine zweites Antipsychotika eingesetzt werden – doch Wirksamkeitsnachweise für diese Behandlungsoption fehlen. Zu diesem Thema wurden nun MEDLINE, PsycINFO und eine chinesische Datenbank systematisch durchsucht. Eingeschlossen wurden 31 randomisierte kontrollierte Studien mit mindestens 20 Erwachsenen mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Erkrankung (insgesamt n = 2073). Primäre Endpunkte der metaanalytischen Auswertung waren die Reduktion der Gesamtsymptomatik und die Therapieresponse.
Hinsichtlich der Symptomreduktion ergab sich lediglich in den offenen Studien und solchen mit geringer Qualität eine signifikante Überlegenheit der Augmentation (p < 0,001) vs. Monotherapie, doch weder in den doppelblinden (p = 0,120) noch in hochwertigen Studien (p = 0,226). Auch bei den Responderraten wurde lediglich in den offenen und geringwertigen Studien ein tendenzieller Unterschied zwischen den beiden Ansätzen festgestellt (Risk-Ratio: 1,19, p = 0,061), nicht jedoch in den doppelblinden und hochwertigen Studien (je p = 0,990). Dies betraf auch die Studien zur Augmentation mit Clozapin.
In der Auswertung der einzelnen Wirkstoffe gab es allerdings eine kleine Ausnahme: Die Augmentation mit Aripiprazol ging gegenüber der Monotherapie mit anderen Antipsychotika mit einer signifikanten Reduktion der Negativsymptomatik einher (p = 0,036).
Bezüglich der depressiven Symptome zeigte sich kein Unterschied zwischen den Monotherapien und der augmentierten Behandlung. Anders bei den Nebenwirkungen: Obwohl die Rate an Therapieabbrüchen wegen schlechter Verträglichkeit oder aus einem anderen Grund sich in den Monotherapie- und Augmentationsgruppen insgesamt nicht unterschied, kam es unter der Augmentation mit D2-Antagonisten deutlich seltener zu Insomnien (p = 0,028), aber zu stärkeren Prolaktin-Anstiegen (p = 0,015). Die Augmentation mit Aripiprazol dagegen ging – außer mit einer deutlichen Gewichtsabnahme (p = 0,030) – mit reduzierten Prolaktin-Spiegeln (p < 0,001) einher. GS
Quelle:

Galling B et al.: Antipsychotic augmentation vs. monotherapy in schizophrenia: systematic review, meta- analysis and meta-regression analysis. World Psychiatry 2017; 16: 77-89

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